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Sonntag, 22. November 2015

Storytelling und Kommunikation

Wenden wir uns einem scheinbar ganz anderen Thema zu, das uns im Umfeld Storytelling wichtig erscheinen sollte, aber nicht unbedingt auf der Hand liegt. Es geht um die Kommunikation als solche.
Anders als Schriftsteller wollen wir mit Storytelling nicht einfach unterhalten, sondern wir wollen via dem Vehikel des Geschichtenerzählers und des Unterhaltens eine bestimmte Wirkung erzielen. Dabei ist es dienlich, sich einige Gedanken zur zwischenmenschlichen Kommunikation zu machen.
Wohlverstanden, ich meine hier mit Kommunikation nicht Werbung, sondern ganz grundsätzlich den Austausch zwischen zwei Menschen.
Auch über diese Kommunikation wurde nicht minder geforscht und unzählige Bücher geschrieben als über Marketing. Es gibt also reichlich viele Modelle, die uns erklären, wie zwischenmenschliche Kommunikation funktioniert. An dieser Stelle wollen wir ein einziges Modell reflektieren, das aus meiner Sicht zum Thema Storytelling sehr gut passt. Das Modell gibt uns eine weitere Ebene, um zu verstehen, wie Menschen auf das reagieren was wir ihnen darbieten und manchmal einfach auch nur zumuten.

Ich habe mich für das mich immer wieder von neuem verblüffende und vom bekannten Schema Sender/Empfänger abweichende Modell von Prof. Dr. Friedmann Schulz entschieden. Ich habe es im Rahmen einer Grundausbildung für Mediationen näher kennen gelernt. Es unterstützt den Mediator praktisch in jeder Situation, indem er laufend analysieren kann aus welcher Stimmung heraus die Kontrahenten ihre Botschaften hauptsächlich aussenden und wie sie beim Empfänger ankommen, was dieser damit macht.
Das weit über Deutschland hinaus bekannte Modell nannte Schulz von Thun das „Vier-Ohren-Modell“ oder das „Nachrichtenquadrat“.
Es geht von der Annahme aus, dass die Äusserungen eines Menschen auf vierfache Weise wirksam ist, also gleichzeitig vier Botschaften enthalten:
  • eine Sachinformation (Worüber ich informiere)
  • eine Selbstkundgabe (Was ich von mir zu erkennen gebe)
  • einen Beziehungshinweis (Was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe)
  • einen Appell (Was ich bei dir erreichen möchte)
Davon ausgehend hat Schulz von Thun das Modell mit dem Quadrat im Mittelpunkt für die vier Seiten einer Botschaft dargestellt. Links davon der Sender mit vier Schnäbeln und rechts davon die Empfängerin mit vier Ohren. Beide, sowohl Sender wie Empfängerin sind für die Qualität der Kommunikation verantwortlich. 

Die unmissverständliche Kommunikation ist der Idealfall und nicht die Regel.


Ich habe mir die Freiheit genommen und das Modell etwas modifiziert, indem ich symbolisch den vier sich klar unterscheidbaren Botschaften vier verschiedene Vogelarten zugeordnet habe. Die Taube signalisiert die in friedlicher Absicht mitgeteilten Sachinhalte, die Eule repräsentiert die Dimension des nicht in allen Belangen durchschaubaren Individuums, der Rabe als sehr intelligenter Vogel, immer aber wieder als Schattengestalt symbolisiert, steht hier für die Beziehungsfragen nu der Adler, der stolzeste und mächtigste steht für den Appell.

Kommunikationsmodell frei nach Friedemann Schulz von Thun


Die vier Ebenen der Kommunikation

Auf der Sachebene steht die Sachinformation im Vordergrund des Gesprächs. Hier geht es um Daten, Fakten und Sachverhalte. Dabei gelten drei Kriterien:
  • Wahr oder unwahr (zutreffend/nicht zutreffend)
  • Relevant oder irrelevant (sind die aufgeführten Sachverhalte für das anstehende Thema von Belang/nicht von Belang)
  • Hinlänglich oder unzureichend (sind die angeführten Sachhinweise für das Thema ausreichend oder muss vieles andere zusätzlich bedacht werden)

Die Herausforderung für den Sender besteht auf der Sachebene darin, die Sachverhalte klar und verständlich auszudrücken. Der Empfänger kann auf dem Sachohr entsprechend der drei Kriterien reagieren.
Für die Selbstkundgabe gilt: Wenn jemand etwas von sich gibt, gibt er auch etwas von sich. Jede Äusserung enthält gewollt oder unfreiwillig eine Kostprobe der Persönlichkeit – der Gefühle, Werte, Eigenarten und Bedürfnisse. Dies kann explizit (“Ich-Botschaft”) oder implizit geschehen.
Während der Sender mit dem Selbstkundgabe-Schnabel implizit oder explizit, bewusst oder unbewusst, Informationen über sich preis gibt, nimmt der Empfänger diese mit dem Selbstkundgabe-Ohr auf: Was ist das für einer? Wie ist er gestimmt? Was ist mit ihm? usw.
Auf der Beziehungsseite gebe ich zu erkennen, wie ich zum Anderen stehe und was ich von ihm halte. Diese Beziehungshinweise werden durch Formulierung, Tonfall, Mimik und Gestik vermittelt.
Der Sender transportiert diese Hinweise implizit oder explizit. Der Empfänger fühlt sich durch die auf dem Beziehungsohr eingehenden Informationen wertgeschätzt oder abgelehnt, missachtet oder geachtet, respektiert oder gedemütigt.
Die Einflussnahme auf den Empfänger geschieht auf der Appellseite. Wenn jemand das Wort ergreift, möchte er in aller Regel etwas erreichen. Er äußert Wünsche, Appelle, Ratschläge oder Handlungsanweisungen.
Die Appelle werden offen oder verdeckt gesandt. Mit dem Appell-Ohr fragt sich der Empfänger: Was soll ich jetzt (nicht) machen, denken oder fühlen?

(Noch eine Bemerkung zu Schulz von Thun. Seine Abschiedsvorlesung als Professor der Psychologie an der Universität Hamburg empfiehlt sich auch im Kontext des Humors und des Witzes.)

Die vier Ebenen geschehen auf vier Feldern simultan. Das hat eine Geschichte mit der menschlichen Kommunikation gemein, denn die Geschichte spricht zum Menschen wie ein Ehepaar zu sich spricht, oder eine Gruppe von Menschen untereinander oder ein Freund zum einem Freund. Ein Fussballspiel demgegenüber spielt auf einem einzigen Feld. Da weiss man, wo der Ball rollt. Aber auf vier Feld gleichzeitig, dass ist enorm. 


So haben wir uns das mit den Geschichten auch vorzustellen, dass das Geschehen ein Simultangeschehen ist und eine gewisse Komplexität besitzt, der wir unsere Aufmerksamkeit von Beginn weg bewusst sein sollen.

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