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Freitag, 29. April 2016

UMS - Unglaublich möglich so was...

Als Marketingdozent bin ich immer wieder regelrecht entsetzt, was es da alles so im Web gibt aus der Schweiz und in der Schweiz für die Schweiz und was man noch nie zuvor gesehen hat.

Die Schweizer können einfach nicht verkaufen! Ein echtes Elend!


Warum? Immer wieder bekomme ich durch meine Studierende zu hören, dass es kein Marketingbudget gibt bei ihrem Auftraggeber. Wie sollen sie denn Marketing machen ohne Geld?

Den Dozenten fragen natürlich!

Der hat schon Firmen aus dem Nichts auf die grosse Bühne der Schweiz gebracht, aber auch schon als Angestellter Millionen verbraten und Millionen gescheffelt. Der weiss, wie man aus ganz, ganz wenig doch relativ viel viel macht. Meistens jedenfalls.

Es ist schon so, es wird geschmürzelet in der Schweiz. Wir können von den Startup-Millionen und -Milliarden der Amerikaner nur träumen. Mit leeren Hosentaschen und vielen Ideen für Produkte kommt man einfach nicht vom Fleck! Die Formel Marketing-Mix ist wahr, liebe Unternehmer! Da könnt ihr hunderte von Geissen schicken, es schleckt es keine weg!

Heute also habe ich doch wieder so ein tolles Ding entdeckt, das völlig begeistert, aber völlig Mauerblümchen  ist.

Schaut euch das mal an, diese Vermittlung von temporären Wohnungen. Sieht doch ganz flockig aus und bietet echten Mehrwert:

www.ums.ch

UMS ist doch ein toller Name für einen Brand. Kurz und knackig und sagt alles aus über die Dienstleistung: Untermietservice.

Bis hierin alles toll gemacht, finde ich! Verblüfft bin ich darüber, dass dieses Unternehmen schon 1992 in Bern gegründet wurde. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, je von ihm gehört zu haben. Was also ist die Absicht von UMS? Ein Insider-Tipp zu bleiben?

Vielleicht ist UMS bei all jenen bekannt, die Zigeunerblut in sich haben und es nicht längere Zeit an ein und demselben Ort aushalten. Vor meiner Familiengründung wäre ich auf alle Fälle so einer gewesen. Spätestens nach einem Jahr an einem neuen Ort. Fantastisch!

Dienstag, 26. April 2016

Digital Maturity

Was messbar ist, soll gemessen werden. Wie aber misst man einen Reifegrad? Selbstverständlich mit einer Reifeprüfung. Der Kanon der Reifeprüfung Matura oder Abitur hat sich in Jahrhunderten entwickelt und konnte an unzähligen Generationen geprüft und überprüft werden.

Wir aber soll man die Digitale Reife ermitteln? Das Institut für Wirtschaftsinformatik der Uni St. Gallen hat in Zusammenarbeit mit dem Strategieberatungsunternehmen Crosswalk nun im zweiten Jahr eine Studie namens Digital Maturity&Transformation Report 2016 vorgelegt, die auf einer Online-Befragung basiert. Die auf einem eigens entwickelten Modell erstellte Studie wurde auf der Basis einer Umfrage von 547 Teilnehmenden aus 417 Unternehmen erhoben.

Zusammenfassend wurde festgestellt, dass die grossen Unternehmen aufgeholt haben gegenüber den mittleren Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitenden. Wohingegen kleinere Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden immer noch einen höheren Reifegrad haben sollen. Allein dieses Ergebnis gibt einen Hinweis darauf, dass der Benchmark so gewählt wurde, dass die KMUs grundsätzlich bevorzugt werden. Es ist nämlich vorstellbar, dass als Digitales Kriterium ein Vorgang gewählt wird, der von einer KMU gar nicht angewendet werden kann. Deshalb kann ein Digitaler Reifegrad nicht über die ganze Breite aller Unternehmen alles miteinander vergleichen, sondern muss differenziert werden auf die Grösse eines Unternehmens. Dasselbe gilt vermutlich auch auf die Geschäftsfelder dieser sehr unterschiedlichen Unternehmen. Es mutet etwas absurd an, wenn eine Käserei mit der Néstlé verglichen wird, auch wenn es nicht im Kerngeschäft, sondern auf der Strategieebene und im Kontext der Digitalen Transformation geschieht.

Die Studie will herausgefunden haben, dass die Digitale Transformation näher in den Fokus der Geschäftsleitungen gerückt sei. Eine Studie von der KPMG aus dem Jahr 2014 zeigt allerdings, dass den Worten auch Daten folgen sollten. Wenn sich eine Geschäftsleitung nicht mit der Funktion eines Chief Digital Officers erweitert, was in der besagten Studie eine tiefe einstellige Prozentzahl der Befragten bejahen, dann nützt der näher gerückte Fokus alleine noch nichts.

Den höchsten Reifegrad gemäss der Digital Maturity&Transformation Report 2016 erzielen die IKT-Firmen. gefolgt vom Detail- & Grosshandel sowie der Transport- und Logistik-Branche. Die Industrie und die Banken schneiden bescheiden ab. Bei den Banken entsteht das Resultat deshalb weil im Verhältnis mehr mittelständische Banken als Grossbanken an der Umfrage teilgenommen haben.

Prozessdigitalisierung und Customer Experience sind gemäss Studie Schwachstellen und in Innovation von Produkten und Services mit digitalem Bezug soll investiert werden.

Sehr interessant ist die Feststellung, dass Befragte aus Unternehmen mit hohem Digitalem Reifegrad vom Erfolg ihrer Massnahmen überzeugter sind als jene mit tieferem Reifegrad.

Die Autoren der Studie vermuten, dass dank der intensiveren Berichterstattung über die Digitale Transformation die Selbstkritik der mittelständischen Firmen sich ausgeprägt hat, weshalb der Reifegrad in diesem Segment gesunken ist.

Wie so oft bei solchen Massenerhebungen bleiben auch bei dieser Studie viele Fragen offen und provoziert solche in Bezug auf das Modell und dessen Datenbasis.

Hier ist die Studie herunter zu laden.

Freitag, 22. April 2016

Bin ich Opfer der NZZ geworden?

Als Journalist lernt man, dass man immer zwei Quellen mindestens konsultieren muss, bevor man einen Geschichte auf die Leute loslässt. Ich muss mir das in Zukunft auch als Blogger zu Herzen nehmen, besonders dann, wenn ich beabsichtige, aggressiv, provozierend oder einfach herausfordernd zu agieren wenn es darum geht, Magistraten oder Parlamentariern an den Karren zu fahren.

Ich streue jede Menge Asche aufs Haupt, weil ich im gestrigen Post die Bundesräte Leuthard und Schneider-Ammann alt aussehen liess, obwohl sie es in dieser Form und in der vorliegenden Sache nicht verdient haben. Es tut mir leid und ich bitte um Nachsehen.

Eigentlich könnte ich den gestrigen Post entsprechend überarbeiten, doch will ich darüber Transparenz herstellen. Als Blogger wie als Mensch bin ich nicht perfekt. Und ich bin gewillt, gescheiter zu werden. Ich will auch nicht alle Schuld dem NZZ-Berichterstatter geben - der von Solution Journalism noch nie etwas gehört hat - nämlich dass er mich auf eine falsche Spur geleitet hat mit seiner unsauberen Art der Berichterstattung, vermischt mit kommentierenden Elementen, wie es ein Blogger meiner Meinung nach zwar darf, aber sicher kein seriöser Journalist eines "Weltblattes". Ich hätte also zuerst nachrecherchieren müssen, was ich gestern noch tat, und dann hätte ich meinen Post anders gebaut und mich nicht von der NZZ manipulieren lassen. Vielleicht etwa folgendermassen.

Der Bundesrat hat seine Digitale Strategie vorgestellt. Sie ist wenig konkret wie eben Strategien oft sind, dafür aber hat er sie reichlich mit mit taktischen Elementen unterfüttert, die zu Hoffnungen Anlass geben dürfen. So liess der Bundesrat etwa mitteilen (siehe hier):


Bern, 20.04.2016 - Die Schweiz soll die Chancen der Digitalisierung in allen Lebensbereichen konsequent nutzen. Zu diesem Zweck hat der Bundesrat heute die Strategie "Digitale Schweiz" verabschiedet. Diese gilt ab sofort und soll im Dialog mit Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Zivilgesellschaft laufend weiterentwickelt werden.

Es ist also Teil der Strategie, dass der Bundesrat seine Strategie nicht in Fels meisseln liess, sondern der Tatsache Rechnung trägt, dass sich die Welt in Sachen Digitaler Transformation in einem unübersichtlichen und sehr dynamischen Umfeld bewegt. Er sucht also den Dialog und anerkennt, dass sich die Strategie laufend den Erkenntnissen und den Ereignissen anpassen kann. Überzeugend ist, dass der Bundesrat nicht einfach wieder eine Kommission ins Leben ruft, sondern die existierenden Institutionen und Organisationen einbindet und in Pflicht nimmt. Das ist bemerkenswert, insbesondere weil die Breite der zum Dialog Eingeladenen recht ausgedehnt ist. Es sind namentlich folgende Plattformen erwähnt:


Infosociety Days,
Initiative für "Smart Switzerland"
Swiss Internet Governance Forum
Swiss Telecommunication Summit


Koordiniert wird der Prozess durch das BAKOM, wo auch die Strategie herunter zu laden ist. Diese wurde im NZZ-Artikel nicht einmal verlinkt, weil das Haus an der Falkenstrasse in Zürich dazu wohl nicht in der Lage ist. Dies zur Kompetenz dieses Verlages in Sachen Digitaler Transformation.
Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt auf dieses Papier zurückkommen.

Donnerstag, 21. April 2016

Wissenschaftler treiben DAX Unternehmen zu mehr Transparenz in Sachen Digitale Transformation an

Vorgestern wurde eine Studie über die Informationsfreudigkeit deutscher Börsen quotierter Unternehmen veröffentlicht. Sie erschien unter dem Titel "Wie haltet ihr es mit der Transformation?" - Eine Status-quo-Analyse der DAX-30-Unternehmen. Verantwortet wird die Studie von Prof. Dr. Julian M. Kawohl und Andreas Badekow, beide von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Hier kann man die Studie herunterladen.

Die Studie endet mit dem Fazit:
"Die vorliegende Studie konnte aufzeigen, dass deutsche Großkonzerne bisher noch sehr bescheiden über ihre Transformationsaktivitäten berichten. Bisher spiegeln die bisher kommunizierten Maßnahmen noch nicht die Bedeutung des Themas wider. Eine Ausweitung und Konkretisierung der Kommunikation und Information über die Transformation der Unternehmen ist mit Blick auf die Transparenz für die interessierten Stakeholder anzustreben und wünschenswert." 
Da hat es aber auch sonst noch so richtig Sprengstoff in dieser Arbeit. Folgende Sätze gibt es da zu lesen: 
"insbesondere die kleineren Unternehmen sollten ihre Chance in Bezug auf mehr Agilität und schnelleren Wandel aufgrund einer weniger trägen Organisation suchen. Renditestarke Unternehmen sollten ihre finanzielle Stärke nutzen und die Transformation frühzeitig starten, ehe sie hier aus einer Position der Schwäche agieren müssen."
oder:
"Die Analyse unter Renditegesichtspunkten zeigt bei den sehr profitablen Unternehmen (Deutsche Börse, SAP, K+S) ein sehr geringes kommuniziertes Aktivitätslevel in Bezug auf die Transformation und bei weniger performanten Unternehmen tendenziell deutlich mehr in den Geschäftsberichten aufgeführte Transformationsaktivitäten."
und:
"„Transformationsmeister“ in unserem Transparenz-Ranking auf Basis der Informationen in den Geschäftsberichten ist die Deutsche Telekom. Auf den Champions League-Plätzen folgen die Deutsche Bank und die Commerzbank. Im Spitzenfeld liegen, ebenfalls die Bayer AG, der Energiekonzern E.ON, Merck, die Deutsche Post und die Lufthansa sowie Henkel. Am unteren Ende unseres Rankings mit sehr geringen kommunizierten Transformationsaktivitäten stehen SAP, der Konsumgüterhersteller Beiersdorf, der Technologiekonzern Infineon, die Chemiekonzerne BASF und LANXESS sowie der Versicherer Münchener Rück."
Mir bleibt da eigentlich nur festzustellen: Eine solche Studie müssen wir in der Schweiz auch haben. Das wird wohl ein Bachelor-Thesis-Thema werden.

Die Mär von der Schaffung neuer Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor

Manchmal ist es schon zum aus der Haut fahren! Wir leisten uns eine Politiker_innen-Generation, die nicht bloss im Zweifelsfall, sondern stets die Füsse im ideologischen Sumpf steckend, versuchen die Bevölkerung zu besänftigen. Gestern geschehen im Bundeskommunikationszentrum, nachzulesen bei der NZZ: Der "Digitale Weckruf" des Bundesrates.

Man kennt das Unbehagen, das in der Bevölkerung herrscht in Sachen Digitaler Transformation, dass Beruhigung einkehrt, dafür ist die Wirtschaft verantwortlich. Das, meine Damen und Herren Bundesräte, ist den Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben! Sie verharren in der Schockstarre Ihrer Ideologie, während die Amerikaner Unsummen in die Forschung über die Automatisierung der Dienstleistung stecken und die Deutschen unter der Führung des Wirtschaftsministers Gabriel in die Industrie 4.0. Mit Staatsgeldern wird da der Wettbewerb aufgeheizt und angetrieben, während Sie mit der Formal "Wir sind gut aufgestellt, es ging in der  Vergangenheit gut, es wird uns auch in Zukunft gut gehen" die Gemüter beruhigen. Das ist einfach nur jämmerlich.

Es stehen zwei Behauptungen im Raum. Die eine wurde kürzlich vom Wirtschaftsprofessor und ehemaligen griechischen Finanzminister Giannis Varoufakis formuliert: Zum ersten Mal werden durch Technologien mehr Arbeitsplätze zerstört als geschaffen. Woher er das weiss, weiss ich nicht. Ich kenne die entsprechenden Studien nicht. Die andere kommt gebetsmühlenartig aus dem Bundesrat: Es wird durch die Digitale Transformation neue Arbeitsplätze geben. Daran besteht kein Zweifel. Aber das ist ja auch nicht die Frage. Die zentrale Frage ist, wird es ausreichend für alle Menschen mit unterschiedlichem Bildungshintergrund neue Arbeitsplätze geben und in welchem Zeitablauf wird das so sein? Was wird vorgekehrt, um im permanenten Veränderungsprozess die Menschen aufzufangen, die zwischen Stuhl und Bank geraten? Das interessiert mich! Studien dazu gibt es auch nicht. Jedenfalls lieferten Bundesräte Leuthard und Scheider-Ammann dazu keinen Hinweis (Siehe Medienmitteilung).

Peter Kurer, Rechtsanwalt und Verwaltungsratsprofi, bekannte sich in der NZZ am Dienstag als Susskind-Fan und zerlegte die Illusionen von Heerscharen von Anwälten regelrecht. Unter dem Titel "Der Jurist im digitalen Holozän" zeigt er auf, dass sich nicht nur der Berufsstand der Rechtsanwälte aufzulösen beginnt, sondern auch der Rechtsstaat an sich. Beides nicht ganz harmlose Vorgänge. Kurer beruft sich in seiner Analyse auf das Werk von Vater und Sohn Susskind "The Futur of the Profession".

Darin beschrieben die Autoren, wie im wesentlichen wissensorientierte Berufsstände - die sich wie typischerweise die Rechtsanwälte schier über Jahrhunderte hinweg lang in ehrenwerten Clubs abzuschotten wussten und so ihr Mehrwissen mehr als vergolden konnten - wegen der Transparenz auf Wissen dank Internet und dem Zugriff darauf, sich alle in zunehmendem Tempo im Auflösungsprozess befinden.
Damit wird klar gemacht, dass selbst eine hohe, weit getriebene Ausbildung keine Garantie ist für ein Berufsleben in edler Wohlgefälligkeit.

Es stellt sich folglich nicht bloss die Frage, wie man weniger gut qualifizierte Arbeit erhalten kann - was aus betriebswirtschaftlicher Sicht eh nur Sinn macht, wenn man Massen entlässt - sondern was man genau vorkehren muss um rechtzeitig zu verstehen, was da eigentlich läuft und wie man darauf richtige Antworten findet. "Weiterbildung" als Losung ist einfach zu billig. Irgendjemand muss diese Weiterbildung ja auch organisieren und die richtigen Inhalte finden. Schaue ich mir heute auf Stufe Fachhochschulen an was die Bedingungen sind, um etwa einen neuen CAS zu erschaffen, dann kann ich mir nur die Haare raufen. Der Dozent mit entsprechendem Hintergrund bekommt insgesamt 50 Stunden gut geschrieben, um ein CAS-Konzept zu erstellen. Das muss genügen! Wie er aber auf die nötige Substanz kommt, interessiert keinen. Ist quasi seine Privatsache, wofür er dann auch nicht bezahlt wird. Das kann wohl kaum nicht ein Konzept der Zukunft der gehaltvollen Weiterbildung sein, die mehr sein muss als Selbstzweck und Papierli.

Zurück zu Bundesrätin Leuthard, die gestern zugegeben hat, dass die Schweiz im Bezug auf eGovernment im internationalen Vergleich schlecht abschneidet. Sie macht dafür den Föderalismus verantwortlich. Als interessierter Beobachter der Szenerie sage ich: Nein, es ist die Führungsschwäche des Bundesrates, der auch in Fragen von eGovernment eine passive Rolle spielt und meint, es wird sich dann schon weisen. Leute, diese Haltung kostet uns sehr, sehr viel Steuergeld!

Nun verknüpfe ich die Auflösungserscheinung des Anwaltberufes mit der Abwesenheit einer schlagkräftigen eGovernment-Regierung mittels einer aktuellen persönlichen Erfahrung.
Als semisemiprofessioneller Ex-Laienrichter und Mediator begleite ich hie und da Bekannte in Rechtsfällen. Aktuell bin ich als Rechtsbeistand in einem Strafprozess involviert. Idee ist, den Betroffenen solange zu begleiten wie es nicht nötig ist, einen ordentlichen Rechtsanwalt zu engagieren und dafür eine grosse Geldsumme bereitzustellen. In solchen Fällen geht es ja sehr schnell um 10'000e von Franken, die bei gutem Ausgang entweder dem Staat oder dem Opponenten zugeschrieben werden oder eben dann dem Opfer auferlegt werden, wenn er oder sie eben nicht als Opfer anerkannt wird.
Nun ist der Prozess an dem Punkt angelangt, an dem die Untersuchung der beklagten Person abgeschlossen ist und dem Kläger die Akten zur Einsicht vorgelegt werden. 

Der Kläger und ich als Rechtsbeistand wurden nun zur Akteneinsicht in die Staatsanwaltschaft beordert und fanden dort zwei sehr gut gefüllte Bundesordner voller Akten. Im Rahmen einer Mittagspause durften wir diese lesen. Doch wir schafften nicht einmal die Hälfte und die Sitzung war vorbei. Wir durften aber noch eine zweite vereinbaren und erhielten auch noch den Bescheid, dass wir Kopien machen durften. Preis einer Kopie: CHF 1.-! So machten wir dann während der zweiten Akteneinsicht, die wiederum fast eine Stunde dauerte, Fotos von jenen Akten, die uns wichtig erschienen. Die fast zwei Stunden Akteneinsicht kosteten zwei Arbeitsstunden Aufsicht durch den Staatsanwalt.

Man erkläre mir nun, warum diese Akten nicht digitalisiert und gesichert via Internet aufgeschaltet und je nach Bedarf und Möglichkeit den Beteiligten zugänglich gemacht werden? Es würde nicht nur das Verfahren beschleunigen, sondern auch die Kommunikation der Beteiligten mit der Staatsanwaltschaft. Zudem würde es der Wahrung der Rechte der Beteiligten dienen und Rechtssicherheit schaffen. Und es würde Ressourcen sparen. Und es würde auf allen Seiten Kosten sparen. Für Leerläufe und Unsicherheiten.
Wahrlich, der Kanton Bern, grösster Bezüger aus dem Ausgleichsfonds, ist noch lange nicht in diesem Jahrhundert angekommen. Gemütlichkeit ist hier das Motto, Besitzstandswahrung des Anwaltberufstandes und die komplette Abwesenheit von Kundenorientierung! Und der Rechtsstaat, fragte ich? Der ist gewährleistet, sagte der Staatsanwaltschaft. Das Vorgehen hat sich die letzten 40 Jahre bewährt und die Eskalationsstufen sind garantiert. Genau!



Montag, 18. April 2016

Das bedingungslose Grundeinkommen und die Roboter

Mein stärkstes Hauptargument für ein bedingungsloses Grundeinkommen ist die Tatsache, dass Roboter Roboter kaufen.

Damit bin ich nicht ganz derselben Meinung wie Giannis Varoufakis, der meint, dass Roboter keine Produkte kaufen. Siehe Artikel im Tagesanzeiger von gestern. Und deswegen müsste man eben Massnahmen treffen, auch weil es Tatsache geworden ist, dass die modernen Technologien zum ersten Mal in der Geschichte mehr Arbeitsplätze vernichten statt neue zu schaffen.


Ich hätte sehr gerne gelesen, woher Varoufakis das weiss. Der Journalist hätte gerne zurück fragen dürfen. Das Argument ist entscheidend. Bundesrat Berset behauptete in seinen Antworten auf entsprechende Fragen das genaue Gegenteil. (Siehe meinen Post zum Thema.)

Varoufakis meint auch, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen eine liberale Forderung sei, weil die Freiheit des Einzelnen damit erhöht würde. Er zitiert auch die Techies aus dem Silicon Valley, die mit "Seed money for everybody" Stargeld für jedermann fordern.

In der Tat, ich erinnere mich nur allzu gut an meine Startup-Zeit in den frühen 80ern als ich ab Mitte Monat kaum mehr wusste, wie ich meine Nahrungsmittel bezahlen sollte. Da gab es Monate lang kaum Geld in die Hand und als es aufwärts ging, musste ich mich mit 1'700.- Franken pro Monat währen gut zweier Jahre begnügen. Es waren kalte Winter und im Badezimmer meiner Wohnung konnte ich früh am Morgen die Atemluft sehen. Der Heisswasserboiler immerhin spendete noch genügend Wasser, um das Badezimmer aufzuheizen...

Ja, so gesehen könnte es gut sein, dass die Startup-Szene der Schweiz wachsen könnte und damit das Wetteifern um die besten Geschäftsideen. Ein weiteres Argument für das bedingungslose Grundeinkommen also.

Für weitere Argumente und Informationen wende man sich auf die Seite der Initianten.



Freitag, 15. April 2016

Digitale Disruption und die Unfähigkeit der Politik der Antizipation

Selten war ich im Laufe einer politischen Diskussion derart unentschlossen wie gegenwärtig in der Angelegenheit des bedingungslosen Grundeinkommens.
Eigentlich meine ich, dass es absurd ist, wenn der Staat sein Füllhorn äufnet und und es gleichmässig über alle ergiesst. Für benachteiligte Bevölkerungskreise mag das ein Segen sein, aber bei der Vorstellung dem Mittelstand und den Superreichen öffentliche Gelder in den Rachen zu stossen, dreht es mir den Magen.
Hauptargument aber ist aus meiner Sicht die grosse Befürchtung, dass in einem absoluten bürgerlichen Staat das Anliegen des bedingungslosen Grundeinkommens direkt in den Sozialabbau mündet. All das was unsere Vorväter teils blutig und totalem Engagement erkämpft haben, nämlich AHV, IV bis hin zu den Krankenkassensubventionen, würde abgebaut werden wollen. Die Initianten haben bisher keine glaubhaften Argumente vorbringen können, wie man diesem Abbau entgegen wirken könnte. Im Gegenteil, es gibt Stimmen, die das was sich bewährt hat und auf das wir achten sollten, nämlich die Sozialwerke zu sichern, mit dem Grundeinkommen ersetzen wollen. Mit dem Argument, dass die heute aufwändige Verwaltung abgebaut werden könnte. Das würde auch ein Verlust an Arbeitsplätzen bedeuten.

Nun könnte es sein, dass gestern Bundesrat Berset zu meinem Meinungsumschwung wesentlich beigetragen hat. Er hat nämlich fünf Fragen aus der Mitte der Befürworter Antworten gegeben. Siehe hier.
Ich pflücke die Teile heraus, die mein Thema der Digitalen Transformation betreffen und kommentiere sie.


Sehr geehrter Herr Bundesrat Berset, wie soll die Schweiz auf Roboter und Digitalisierung anders reagieren als mit der Einführung eines Grundeinkommens?
Indem wir dem erneuten Strukturwandel offen begegnen, innovative wirtschaftliche Tätigkeiten fördern und die Aus- und Weiterbildung den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anpassen. Menschen, die im neuen Umfeld keine Arbeit mehr finden, müssen wir gezielt unterstützen – aber nicht bedingungslos. Statt Utopien brauchen wir eine stetige Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die Schweiz hat bislang alle Phasen wirtschaftlich-technologischer Umbrüche erfolgreich gemeistert. Ich sehe keinen Grund, weshalb ihr das nicht auch in Zukunft gelingen sollte.
Das ist Gesundbeterei. Anpassen reicht doch niemals aus. Es braucht zupackende Politik und nicht eine reaktive. Das ist keine Perspektive im Angesicht dessen, dass auf jeder Verwaltungsebene eben gerade an der Bildung gespart wird. Dabei müsste geklotzt werden, Herr Bundesrat Berset! Rationalisierung, und bei der Digitalen Transformation geht es immer auch darum, geht es um Optimierung der Prozesse im Sinne der Steigerung der Effizienz, der Reduktion der Kosten und der Verkürzung der Wege. Früher stand das Wohl des Menschen im Vordergund, nämlich das gefährliche, Gesundheit bedrohende und anstrengende Arbeit durch Maschinenarbeit ersetzt werden soll. Heute geht es darum, das was vor und das was nach der Maschinenarbeit zu erledigen ist, durch Roboter vornehmen zu lassen. Arbeit im ganz klassischen Sinn in der Produktion wird laufend eliminiert. Zurück bleibt die Nachfrage nach hochqualifizierten Ingenieure. Dieser Paradigmawechsel ist nicht neu, aber er hat an Geschindigkeit zugelegt wegen den bekannten Effekten dank zunehmender Rechnerleistung der Computerchips und der Exploision der Speicherkapazitäten. Die Schweiz wurde zum Dienstleistungsland, das in vielen Bereichen Weltspitze ist, in vielen Bereichen aber auch den Anschluss an die Weltspitze dramatisch verloren hat (Tourismus). Nun sieht man, dass in der Dienstleistung ein ähnlicher Prozess eingesetzt hat wie bei der Produktion. Alleine im Gesundheitswesen verschwindet Arbeit auf allen Stufen und es werden laufend mehr. Nicht bezogen auf die Nettoarbeitszeit, denn durch die demografische Entwicklung gibt es die nächsten zwei Jahrzehnte eher noch mehr Arbeit. Das wiederum erhöht den Druck auf die Rationalisierung der Abläufe an denen intensiv geschraubt wird. Durch die Digitale Disruption werden sich Innovationen durchsetzen, die insgesamt das Gesundheitswesen so wie viele andere Bereiche revolutionieren wird. Überall werden Arbeitsplätze verschwinden. Fragt sich, wo neue geschaffen werden? Da bleibt uns Bundesrat Berset die Antwort schuldig. Kein Wunder, es kennt die Antwort schlicht und einfach niemand. Man kann nur spekulieren. Meine Spekulation geht in Richtung Freizeit. Auch hier haben wir eine Industrialisierung erlebt. Eines aber kann im Freizeitbereich nicht ersetzt werden, nämlich die soziale Interaktion. Im wunderbaren Animationsfilm "Wall-E - Der letzte räumt die Erde auf" wird diese Vision exemplarisch aufgearbeitet.
Lieber Herr Berset, wie begründen Sie die Befürchtung, dass Menschen mit einem bedingungslosen Grundeinkommen aufhören zu arbeiten? 
Klar, nicht alle würden aufhören zu arbeiten. Ich gehe aber davon aus, dass weniger Menschen erwerbstätig wären. Warum soll jemand drei Tage pro Woche einen vielleicht ungeliebten oder sehr anstrengenden Job verrichten, wenn es ohne diesen Job gleichviel Geld gibt? Und wie sollen wir unseren Jugendlichen klarmachen, dass es sich lohnt sich in der Schule anzustrengen, wenn diese wissen, dass man auch ohne Anstrengung über die Runden kommt? Der Arbeitsmarkt besitzt eine starke integrative Kraft mit grossem Wert für unsere Gesellschaft.

Die Nachfrage nach hochqualifizierten Fachkräften wird in den nächsten Jahrzehnten nicht abreissen und damit auch nicht die spannenden Herausforderungen und den damit verbundenen Projekten. Die Ansprüche aber an solche Experten nimmt global zu und gleichzeitig auch die Konkurrenz bei insgesamt endlicher Nachfrage. Damit steigt der Druck auf den Normalverbraucher und damit die Gefahr des Versagens weiter Teile der Bevölkerung. Wie will Bundesrat Berset dieser Bedrohung begegnen? Er muss ihr schon nur deshalb begegnen, weil man die Frage stellen kann. Den Jugendlichen klar machen, dass es sich lohnt eine permanente Bildung für ihr Leben vorzusehen, hat weniger mit der Salärierung zu tun, sondern mit ihren Chancen, ein frei bestimmtes Leben gestalten zu können, wenn sie eben nicht auf 2'500 Franken angewiesen sind. Der Bildungsmarkt ist ein Wachstumsmarkt und er muss gefördert werden. In Anbetracht der fortgesetzten Sparwut der Bürgerlichen, die seit geraumer Zeit Hand anlegen an unser bisher erfolgreiches Bildungssystem, stellt diese Frage die grössere Herausforderung dar als die Finanzierung des bedingungslosen Grundeinkommens.
Lieber Herr Bundesrat, was sagen Sie in 20 Jahren den Medien, wenn das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt wird? Wenn wir den Propheten der Digitalisierung glauben, würde mir in 20 Jahren ein Journalisten-Roboter diese Frage stellen. Aber bis dann gibt es wohl auch einen Roboter, der für Alt-Bundesräte Antworten gibt. Im Ernst: Wenn das Schweizer Volk im Jahre 2036 einem bedingungslosen Grundeinkommen zustimmen sollte, dann wäre das wohl eine Reaktion darauf, dass die (Arbeits-)Welt sich in einem beträchtlichen Masse verändert hat. Den Kommentar dazu würde aber selbstverständlich der Bundesrat machen, der dann zuständig ist.
Es gibt absolut keinen Grund, sich lustig über Propheten der Digitalisierung zu machen. Nicht für einen Bundesrat. Man bedenke, vor 10 Jahren wurde behauptet, dass kein Messgerät je im Stande sein würde, Krebs zu diagnostizieren. Es würde dafür immer Spezialisten brauchen. Heute erkennt eine Software Krebszellen genauer als jedes menschliche Auge und darüber hinaus noch weitere, für den Menschen nicht erkennbare Unregelmässigkeiten im Zellgefüge. Die Explosion des Wissens und der Möglichkeiten dank der oder wegen der Digitalen Transformation ist derart gross, dass das Denken eines 7ner Gremiums nicht ausreicht die Folgen ermessen zu können. Man erkennt diesen Umstand an den Antworten dieses leider enttäuschenden Bundesrates, der die Gelegenheit nicht wahrgenommen hat uns zu versichern, dass unsere Regierung keinen Aufwand scheut und jede Form von Scheuklappen ablehnt, die Zukunft jederzeit antizipieren zu wollen. Berset tut aber das Gegenteil davon, wenn er sagt, dass sollte sich das Volk dereinst für ein bedingungsloses Grundeinkommen entscheiden, sich dann der Arbeitsmarkt beträchtlich verändert haben. Der Arbeitsmarkt verändert sich ja heute schon beträchtlich und ich hätte gerne gelesen, was der Bundesrat vorsieht, dieser Tatsache Rechnung zu tragen. Denn wird er sich nicht heute schon mit konkreten Alternativen zum bedingungslosen Grundeinkommen beschäftigen, wird er schlicht zu spät kommen und die Geschichte wird ihn bestrafen. Auch Bundesrat Berset.

Mittwoch, 13. April 2016

Wearables - Internet of Things leibhaftig

Aus Schweizer Sicht ist es ja sehr ärgerlich, wie sich der Uhren-Weltkonzern Swatch im Thema Wearables benimmt. Wenn es ein Unternehmen gäbe, das in der Digitalen Transformation weltweit mittakten könnte, dann Swatch. Stattdessen verschläft die Nachfolger-Generation von Hayek sen. die Entwicklung.


Nicht so das in der Genstruktur immer noch Schweizerische Unternehmen Logitech. Wie heute die Handelszeitung berichtet, steigt Logitech in den Markt der tragbaren und mit Internet verbundenen Gadgets ein. Logitech kauft sich in den Markt ein mit der Übernahme der Firma Jaybird.


JayBird ist eine Bluetooth und Sport Headset Firma und produziert Tracking Armbänder namens The Reign. Dafür gibt es sowohl eine iOS wie auch Android App. 



Logitech kaufte JayBird für 50 Mio. $ und legte weiter 45 Mio-$ für zukünftige Investitionen auf den Tisch sofern sich JayBird wie gewünscht weiter entwickelt.

Die Chance stehen gut, offenbar versteht JayBird das Geschäft und schafft Erlebnisse rund um ihre Produkte wie folgendes Video zeigt.


Und ein Video von der CES 2016.


Dienstag, 12. April 2016

Turo - war's das Mobility?

CarSharing gab es bevor es das Internet wirklich gab. Mobility, hervorgegangen aus zwei Autoteilen-Genossenschaften, profitierte ab 1997 auf jeden Fall vom Aufkommen des Internets. Denn nur dank der ausgebauten Dienstleistung via Webseite - Kontakt mit Menschen gibt es mit Mobility nur, wenn Ärger im Anzug ist, sprich Pannen, Unfälle oder Falschparkierer zu beklagen sind - ansonsten läuft der Verkehr mit Mobility rein virtuell ab.

Ich bin seit 10 Jahren überzeugter Mobility-Kunde und zwar seit ich mitten in Biel lebe und im Umkreis von 1 km vom Smart über das Cabrio bis zum Transporter alles haben kann. Nach drei Jahren Erfahrung wusste ich, dass ich mit meinem Bedarf an zu fahrenden Kilometern nicht Genossenschafter werden muss und entschied mich einfach Kunde zu sein. Mit ca. 2'500-3'000.- Kosten pro Jahr bin ich bestens bedient und möchte auf keinen Fall Mobility missen.

Doch nun bahnt sich da ein neues Geschäftsmodell an, das Mobility in Bedrängnis bringen könnte. Ein Geschäftsmodell, das Shared Economy noch weiter treibt als Mobility selber. Die Firma die solches tut, nennt sich aktuell Turo (vormals als RelayRides unterwegs). Peer-to-Peer Car Shaering nennt sich das Modell. Gehostet wird bei Google. 
Turo funktioniert analog zu Airbnb. Statt Ferienwohnungen vermieten Privatpersonen ihr Auto.

Turo ist eine Autovermietung-Marktplatz (Plattform) auf welcher Reisende jede Art von Autos mieten können, wo immer sie wollen - das macht den wirklich grossen Unterschied zu Mobility, die mit festen Standplätzen operieren - und wohin sie immer wollen. Reisende haben eine exklusive Auswahl von Fahrzeugen aus unmittelbarere Nachbarschaft oder eben auch am Zielort ihrer Reise. Die Anbieter der Autos sind Privatpersonen, die ihr Auto für eine vereinbarte Zeit zur verfügung stellen und dafür Miete nehmen.

Turo, mit Sitz in San Francisco, gegründet 2009, ist bisher nur in den USA aktiv. In 11 Finanzierungsrunden sammelte das Unternehmen insgesamt 97 Mio $, vom Businessangel über Seed Money bis zur Serie C im letzten November in der Höhe von 47 Mio.$. In der Serie A beteiligte sich General Motors Ventures mit 3 Mio.$. 
Turbo ist nicht alleine am Start, sondern hat u.a. Flightcar, gegründet 2012 und mit insgesamt 40,4 Mio. $ finanziert, oder mit Getaround, ebenfalls gegründet 2009 und mit 41.3 Mio.$ Equity Funding ausgestattet (Serie B) einige Konkurrenten.

Nicht wie bei Airbnb ist es günstiger auf diese Weise bei Turo ein Auto zu mieten als bei einem traditionellen Autovermieter, wie folgender Kurzvergleich zeigt. 

Angebot eines Lexus in Tampa für 15 Tage
Das Beispiel: ein Convertible ab Tampa Airport von Turo und von üblicherweise günstigen Budget (wo man nicht die Garantie hat zu bekommen was man sieht).

Preisunterschied:
Turo: 1080 $ (1500 Miles inkludiert)
Budget: 952.70 $ (Vorauszahlung)

Versicherung:
Ein nicht ganz unkompliziertes Thema in den Staaten. Turo scheint eine ähnliche Politik zu verfolgen wie ganz normale Autovermieter. Es empfiehlt sich aber zuhause genau abzuklären, wie und ob man sich lieber doppelt als gar nicht versichert und dann den Schaden hat, sollte etwas passieren, was man nie hofft.


Alles in allem ist es ein interessantes Businessmodell. Ob es sich bewährt und ob die Autos in jeweils optimalen Zustand sind, kann man fast nur durch eigene Erfahrung beurteilen. Zwar garantiert Turo, sicher auch aus Haftungsgründen, dass die zur Miete stehenden Fahrzeuge den technischen und gesetzlichen Anforderungen genügen. Die Fehlertoleranz allerdings ist bei einem Auto wohl doch geringer als bei einer Wohnung, die der Beschreibung und den Kommentaren der Besucher nicht ganz entspricht.








Montag, 4. April 2016

Ich teile, du teilst, wir teilen

Shared Economy ein Buzzword mit schneller Mutation von der Mode hin zum wesentlichen wirtschaftlichen Faktor. Wetten, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis mittels einer Angstkampagne versucht wird, die Menschen vom Teilen abzubringen?

Warum? Im Folgenden mein erster Versuch einer Erklärung.

Zuerst aber meine Definition:

Mit Shared Economy wird jene Wirtschaft verstanden, in deren Rahmen statt gekauft und verkauft nur ausgeliehen, vermietet oder einfach nur zum Gebrauch eine Ware oder eine Dienstleistungen vom Anbieter dem Nutzniesser überlassen oder erbracht wird.
Das kann entgeltlich, unentgeltlich oder auch im Tausch gegen eine ähnliche Leistung vor sich gehen.


Wikipedia weiss (abgerufen am 12. April 2016, 15:00):

Share Economy bzw. ;">Sharing Economy ist aus makroökonomischer Sicht ein hybrides Marktmodell und aus mikrookönomischer Sicht eine Bezeichnung für Unternehmen, deren Geschäftskonzept gekennzeichnet ist durch die gemeinsame zeitlich begrenzte Nutzung von Ressourcen, die nicht dauerhaft benötigt werden.[1] In der jüngeren Vergangenheit gewann das Konzept insbesondere in Hinblick auf das World Wide Web an Bedeutung, weil Inhalte und Wissen zunehmend nicht mehr nur konsumiert, sondern mit Hilfe von Web-2.0-Technologien weiterverbreitet werden.[2].

Das ist natürlich eine etwas einseitige Betrachtungsweise, weil es dieses Modell schon viel länger gibt als das Internet. Man denke nur an das erfolgreiche Unternehmen Mobility, das seit bald 20 Jahren erfolgreich Car Sharing betreibt und aus Vorgängergenossenschaften hervorgegangen ist, die bereits 1987 gegründet wurden. Lange vor dem Internet in seiner heutigen Form also.

Aber auch Mobility, resp. CarSharing als solches ist keine eigentlich moderne Erfindung. In der Schweiz wurde besonders in der Landwirtschaft lang bevor es Internet gab, ja lange bevor an so etwas wie Internet gedacht wurde, geteilt. Bereits 1759 wurde die Ökonomische Gesellschaft des Kanton Berns gegründet. Ihr Zweck war die Diskussion, Verbreitung und Umsetzung nützlichen Wissens zur Produktionssteigerung insbesondere in der Landwirtschaft, aber auch im Handel, Gewerbe, Bergbau und in der Industrie. Sie baute Musterbetriebe auf und förderte die Berufsbildung und vernetzten Experten und deren Expertenwissen. Nach der Agrarkrise - ausgelöst durch den Import von Weizen dank der Eisenbahn - entwickelten sich die Landwirtschaftlichen Vereine, aus denen später nach dem Vorbild von Friedrich Wilhelm Raiffeisen die Landwirtschaftlichen Genossenschaften hervor gingen. Immer war im Zentrum des Interesse die Zusammenarbeit, das Teilen von Infrastrukturen, Produktionsstätten und Vermarktung der Bauern. Schliesslich entstand aus dieser bäuerlichen Selbsthilfeorganisation die heutige FENACO-LANDI, die immer noch als Futtermittelhersteller und Zulieferer im Dienste der Schweizer Landwirtschaft steht, immer noch eine Genossenschaft ist und immer noch den Bauern gehört.

Aber nicht nur die Landwirtschaft baut auf Shared Economy auf, sondern auch Banken (Raiffeisen), Versicherung (Mobiliar), Immobilien (ABZ Allgemein Baugenossenschaft Zürich) oder die Detailhandelsriesen COOP und MIGROS. Um nur die grössten Schweizer Genosschaften zu nennen. 

Warum aber soll nun gegen diese erfolgreichen Konzepte mobil gemacht werden? So ein Segen wie die Gesellschaftsform Genossenschaft für Selbsthilfeorganisationen an sich ist, so ein Fluch ist er auch aus Sicht der Hardcore Kapitallisten. Denn Genossenschaften entziehen sich zwar nicht dem Wachstum, sondern der Gewinnausschüttung. Den per se sind Genossenschaften nicht gewinnorientiert im Sinne der Shareholder-Ideologie, sondern dem Zweck ihrer häufig rigiden Zielsetzung verpflichtet.
Zudem, wer wenig Gewinn erwirtschaftet, weil er diesen in der Regel wieder in das Unternehmen reinvestieren muss, zahlt auch im Verhältnis wenig Steuern. 


Stellen wir uns nun vor, dass sich dank der technologischen Möglichkeiten die Shared Economy global ausbreitet und sich in verschiedensten Formen ausbildet, kann das durchaus das westlich-kapitalistische Gefüge in Frage stellen. Ich wage zu behaupten, dass spätestens dann wenn sich im Bereich der FinTech (Financial Technology) die FinTech-Bewegung mit Shared Economy Elementen durchsetzen würde, für die maroden Finanzdienstleister dieser Welt der Ofen aus ist. Dann beginnt ein einzigartiger und neuer Wirtschaftskrieg. Ich schwöre!

Shared Economy werde ich mit recherchierten Berichten laufend vertiefen. Orientieren Sie sich bitte am Label.

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