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Dienstag, 5. Dezember 2017

Die neuen Geschäftsmodelle der Autoindustrie

Bislang war es ja so, dass sich die Autobauer auf allem möglichen Ebenen einen Wettbewerb geleistet haben. Und seit klar ist, dass es weltweit Überkapazitäten im Autobau gibt, verläuft der Wettbewerb nicht mehr nur über den Preis und die schier unaufhörliche Ziselierung der nützlichen und umnützlichen Zubehöre, sondern mehr und mehr auch auf der Ebene neue Geschäftsmodelle, angeregt durch die Digitale Transformation. 

Es zeichnet sich eine vermutlich intensiv geführte Diskussion darüber ab, was ein Auto in Zukunft sein wird. Meine Sicht auf die Dinge klärte sich mit der Bemerkung des Apple Chef-Car-Ideologen als er sagte, "dass ein Auto für Apple nicht mehr ist als ein weiteres mobiles Device". Mit andern Worten, ein Auto ist in Zukunft viel Software und etwas Hardware. Nochmals mit anderen Worten: eine Auto ist eine Plattform wie etwa iTunes oder etwas überzeichnet gesagt, in Zukunft lade ich mir meine Autobestandteile, meine Features von iTunes herunter wie eine App, ein iBook oder einen Song.

Sofern das Hardwareteil eines Autos noch mir gehört. Wenn nicht, kaufe ich die Software und speichere sie in der iCloud und aktiviere den Teil, wenn ich das georderte Vehikel besteige. Was Solls, die Zukunft ist praktisch.

Nun brandet in Deutschland gerade eine Welle des Entsetzens an die Mauern der begrenzten Fantasien. Der Porsche-Finanzchef Lutz Meschke lies verlauten, dass es denkbar wäre, gewisse Features in Zukunft wie In-App-Käufe zu organisieren. Im Zusammenhang mit Automobilen wird von "Auto DLC" gesprochen.
Was man sich aus dem Interview mit Meschke im Mobile-Magazin wohl merken muss, ist seine Beschreibung der Mark-Webber-Funktion. Diese besteht aus einer herunterladbarer App, mit den Daten einer von Max Webber (Porsche-Rennfahrer) gefahrenen Strecke, die der Laie im selbststeuernden Porsche zuerst abfahren kann, um schliesslich selbst die Ideallinie nachzufahren. Auf diese Weise soll der Autofahrer seine Fahrweise verbessern können. Tolle Idee, die allerdings im Zeitalter der Self-Driving-Cars etwas widersprüchlich ist. Warum soll ein Mensch in Zukunft überhaupt noch Auto fahren lernen?



Nun, Porsche nährt ihren Brand vom Rausch des stilvollen Autofahrens und denkt eigentlich nicht daran, den Porsche selbststeuernd heraus zugeben. Doch von der Entwicklung im Bereich Auto-als-Plattform will Porsche dann schon profitieren, wie hier nachgelesen werden kann. Microbilling wird demnach nicht nur auf dem Smartphone ausgeübt, sondern auch in teuren Karossen. Man darf gespannt sein, wie sehr "Micro"  die Preise für Porsche-Software dann sein wird.

Freitag, 1. Dezember 2017

IOTA - Blockchain für Fantasten

Bitcoin und Etherum sind heute in aller Munde. Dabei wird nicht verstanden, dass es noch unzählige andere gibt wie auf der Wiki-Seite nach zu lesen ist.

Bei aller Nüchternheit in Sachen Kryptowährungen sollte es doch auch erlaubt sein, seiner Fantasie grenzenlose Freiheit zu gönnen. Hier mein Tipp in welche Richtung eine solche Fantasie gehen könnte: IOTA.
Internet of Things ist an sich wirklich keine Fantasie mehr. IoT ist bereits im Gebrauch und treibt viele Produktentwickler an. Warum also nicht eine Währung, die dazu dient Gadgets untereinander mit IOTA zahlen zu lassen? Sollte es nicht so kommen, ist doch alleine die Webseite von IOTA.org ein Besuch wert.

Donnerstag, 23. November 2017

Digitalisierung und Waffen

Interpretiere ich es falsch, wenn der Kommentator euphorisch berichtet, dass Atombomben nicht mehr nötig seien, weil wir jetzt sehr intelligente Drohnen haben?

In einer zivilisierten Gesellschaft muss es möglich sein, bei aller Euphorie für technologische Entwicklungen auch Grenzen zu setzen. Mir graut vor dem amerikanischen Waffengesetz, dass möglicherweise jedem Amerikaner erlaubt, eine solche Drohne zu besitzen.

Dienstag, 21. November 2017

War of Talents - Neue Digital Jobs bei Nestlé

Auch Nestlé hat Bedarf an jungen Talenten und muss sich um die Besten bemühen. Das dürfte mitunter auch der Grund sein, warum Nestlé das Global Digital Team in der attraktiven, pulsierenden Stadt Barcelona angesiedelt hat und nicht im beschaulichen Vevey. Wenn reizt es nicht, dabei zu sein, wenn es darum geht Brand Custzomer Journeys zu kreiieren?

Nestlé sucht die "Brightest minds in Digital". Gesucht sind ExpertInnen in Mobile Apps, eCommerce, Web CMS, IoT, Social Channels, Analytics, eRetailing. Die Titel der Mitarbeitenden sind animierend: Digital Architects, Business Analysts, Project Managers und Solution Leads.
Besonders erwähnt wird, dass die Angestellten von überall auf der Welt her kommen. Ein echter Challenge! Also, auf nach Barcelona?

Hier gehts zum Job-Werbespot für digitale Talente.


Donnerstag, 16. November 2017

Pronto - Bald 1 Million Views für einen CH-Trap

Schweizer Trap fristet wohl eher ein Nischendasein und hat es schwierig, die Massen zu erreichen. Sieht man von den Dancehalls ab.

Doch einer scheint es aus der Provinz auf einen ersten Platz geschafft zu haben. Der Solothurner Schweiz-Ghanaer Pronto (Senyo Mensah) lud vor einem Jahr sein Musikvideo "Clean" auf Youtube und darf ein Jahr später 923'769 Views zählen. Zu recht will ich meinen. Zum Einen fällt sein Video durch minimalen Aufwand, gutem Schnitt, vor mondäner, trefflicher Kulisse auf und zum Anderen präsentiert er einen fetten Sound mit anspruchsvollem engagiertem Text.
Im Januar berichtete 20 Minuten über ihn und man feierte seine 30'000 Views auf YouTube. Seither ist die Post unglaublich abgegangen.

Das ist Selbstvermarktung auf hohem Niveau aus dem Bach. Kein Schein, sondern Sein. Ein Werk, echt und authentisch. So etwas führt auf die Erfolgsstrasse.
SRF3 hat ihn entdeckt und porträtierte ihn im Sendegefäss Reggea-Special am 7. November. Und einen Plattenvertrag hat er jetzt auch in der Tasche. Wir wünschen ihm, dass er seinen echten Stil bewahrt und sich nicht "verderben" lässt.

Wie er sich sonst noch präsentiert, kann auf hier Facebook mitverfolgt werden. Ein Stern beginnt zu leuchten.

Mittwoch, 15. November 2017

Die Manipulation die aus der Kälte kam - Aufruf zum Sit-Out

Quelle: Bieler Tagblatt/sda 15. November 2017

Das hätten wir Pioniere der Sozialen Medien uns Ende der 90er nicht träumen lassen, dass sich in weniger als 20 Jahren die Mächtigen der Welt Social Media bedienen, um Krieg gegen uns Menschen zu führen. Wir müssen uns darüber Gedanken machen und uns klar werden, wohin das führt.



(Quellen:Fotografien von Artikeln aus dem TagesAnzeiger vom 15. November 2017)












Vielleicht müssen wir alle einfach einhalten und quasi ein virtuelles Sit-Out veranstalten. Einfach eine Weile mal auf das Checken und Kommentieren auf Facebook, Twitter Co. verzichten und Trump und Putin und Konsorten ins Leere laufen lassen.


Was ist passiert? Putin destabilisiert die Weltordnung, indem er Trollfabriken unterhält, die systematisch Unruhe stiften überall dort, wo gesellschaftliche Unruhe, Auf- oder Umbruch herrschen. Unstatthafte Einmischungen in Ländern ausserhalb Russland ist weder anständig noch statthaft. Europa destabilisieren, ist praktisch eine halbe Kriegserklärung.

Davon zeugen heute am 15. November 2017 zahlreiche Artikel und Kommentare in den Medien.


Der TagesAnzeiger widmet dem Thema gleich zwei Seiten. Die Lage scheint zunehmend ernst. Davon zeugen auch die Aussagen des BND-Chefs.
Besonders alarmierend finde ich das Verhalten von Assange* und Snowden. Dass die sich via ihrer Twitter mit Tausenden von Tweets in den Dienst der Putin-Sache stellen, ist gelinde gesagt deprimierend. Ein regelrechter "Verrat an einer gerechten Sache". War die Herstellung von Transparenz bloss ein Spionageakt? Doch lesen Sie weiter und sehen Sie, was ich im Verlauf der Abfassung dieses Posts heraus gefunden habe.

Putin rächt sich nicht nur an der Welt wegen der westlichen Wirtschaftsboykotte, er will seine Machtposition in der Welt auf Kosten des Friedens in Europa ausbauen. Dazu produziert er den vor diesem Hintergrund als euphemistisch zu bezeichnenden FakeNews. Sein Ziel ist die Manipulation. Seine Methode die Desinformation. 

Nie in der Menschheitsgeschichte war es vergleichsweise so einfach und möglich, die Menschheit als Ganzes derart leicht zu manipulieren wie dies in den letzten Monaten zu beobachten war. 


Ganz schlimm scheint mir die Tatsache, dass Gegensteuer fast nicht möglich ist. Dafür müsste man auf aufgeklärte BürgerInnen zählen können, die nicht nur merken, sondern auch wissen. Nämlich um die geschichtlichen und politischen Zusammenhänge in der Welt. Gemessen an den Kommentaren auf Social Media und auf Newsportalen gibt es begründeten Zweifel daran, ob dem so ist. Wie anders kann man sich erklären, dass über 42 Mio. Menschen Trump auf Twitter folgen und dessen 32'000 Tweets inhalieren?


Der erste Artikel mit dem Bild von Assange* lässt uns heute wissen, dass auch Assange im Solde Putins stehen soll. Ich konnte es nicht fassen und bin der Sache nach gegangen und habe feststellen müssen, dass es FakeNews sind was da die SDA verbreitet und ungeprüft von einem Bieler Tagblatt übernommen wurde. Bei soviel Pfusch muss man einfach feststellen: Beschleunigen wir den Tod der gedruckten Presse, sie macht sich täglich nicht nur obsoleter, im Sterben liegend schwärzt sie uns nur noch an.




Dass Assange* sich nicht an den Dolchstosslegenden beteiligte, belegt er bei Twitter gleich selber. Und zwar schon am 12. November. Genügend Zeit also für die Pfuscher bei der SDA die Denunziation zu überprüfen

Auch Snowden wird als Quasi-Putin-Akquisiteur in Sachen Katalonien erwähnt. Nun habe ich auf Snowden's Twitter Wall bis zum 2. Oktober zurückgeblättert und erst da einen Re-Tweet zum Thema gefunden. Daraus lässt sich nicht ablesen, dass Snowden gegen die spanische Regierung agitiert hätte. Bei rund 2600 Tweets überhaupt ist die Meldung, wonach er Tausende parteinehmende Tweets abgesetzt haben soll und die schwierige Lage in Barçelona damit anheizte, wohl eine Ente.


Zusammen fassend ist festzustellen, dass wir inmitten eines Informationskrieges stehen. Haben wir es damit mit vorbereitenden Handlungen zu tun von etwas viel Gewaltigerem?

Sieht so der Cyberwar aus? 
Wir tun gut daran, uns laufend in Recherche und Quellenüberprüfung zu üben. Wenn die sog. vierte Gewalt es nicht mehr im Griff hat zu unterscheiden was wahr und wahrhaftig ist, dann müssen wir uns wohl auch vor Politikern fürchten, denen es nicht besser geht als den Journalisten.

* Nachtrag vom 17. November 2017:
Assange unterhält seit 2011 enge Beziehungen zu Nigel Farage von der rechtsextremen UKIP Partei. Dieser soll ihn kürzlich in seinem Botschaftsexil besucht haben. Zudem unterhält er Beziehungen zu einem bekannten Putin-Freund. Trump jr. bestätigte die Kontakte zu Assange während Trumps-Wahlkampf. Schliesslich ist er mit der rechtsextremen australischen Wikileaks-Partei in Verbindung zu bringen. Assange ist mit Sicherheit kein linker Ritter gegen dunkle Mächte. Lügen scheint in sein Waffenarsenal zu gehören. 

Donnerstag, 9. November 2017

Face to Face with Wyclef Jean at WebSummit 2017

Man hat nicht jeden Tag die Gelegenheit einem der erfolgreichsten Musikproduzenten gegenüber zustehen und über 15 Minuten ein Handy Video aufzunehmen.  Mir bot sich die Chance, Zeuge zu werden wie Wyclef Jean über sein Projekt einer Digital Guitar sprach und dafür Coder sucht. Befragt vom Publikum am WebSummit 2017 in Lissabon.



Wyclef Jean ist Gründer der Gruppe The Fugees mit Pras Michel und Lauryn Hill. Weltberühmt wurde die Band mit dem Song Killing Me Softly With Song. 1993 erschien ihr Debütalbum Blunted On Reality. Der grosse Durchbruch gelang dem Trio mit ihrem zweiten Album The Score im Jahre 1996.

Wyclef Jean arbeitete als Produzent, Songwriter und Remixer mit allen Musikern mit Rang und Namen: Destiney Childs, Michael Jackson, Shakira, Simply Red, Santana, The Black Eyed Peas, Sinéad O'Conner, Mike Jagger usw. (Siehe Wikipedia, The Fugees)

Selbstverständlich kann man Wyclef Jean auch auf Twitter folgen.


(Bemerkung zum Post und zum Video: Kamera und Schnitt: Bruno Bucher, (Orignaltake 26 Min.)
Ich habe etwa vier Stunden am Video geschnitten um es auf < 15 Min. zu kürzen. YouTube-Limite für Uploads. Ich widme es den Studierenden der Klassen IMA1 2017 und BCLx222 2017. Damit will ich belegen, dass man mit interessantem Inhalt Aufmerksamkeit erringen kann. Ohne dafür die ganz grossen Budgets zur Verfügung zu haben.)

Mittwoch, 8. November 2017

The Future of Work: Enabling Human Connection - eine Produktshow


Steward Butterfield von Slack und Jemina Kiss von jeminakiss.com vom Guardian kommen auf die Bühne, um darüber zu reden, wie sich unsere Arbeit verändern wird. Dabei soll selbstredend die App Slack eine tragende Rolle spielen. Slack bringt die Kommunikation und Zusammenarbeit eines Teams an einem einzigen Ort zusammen. Slack ist auf jedem Gerät verfügbar, sodass alle Teilnehmenden an einem Projekt zusammen gebracht werden können.

Dabei sind Gruppen-Chats und -Anrufe möglich. Dienste wie Google Drive, Salesforce, Dropbox, Twitter, Asana und viele mehr sind integrierbar. Selbstredend ist ein Dokumentenablage eingebaut und werden indiziert.

Our robot future: A day in the life in 2030

Ein Blick in die Kristallkugel sei erlaubt. 2030 ist ja in 12 Jahren. Nur eine Dekade vor uns also. 

Andra Keay von Silicon Valley Robotics eröffnet die Story mit der Beschreibung eines Tages im Jahr 2030. Überraschende Darstellung war die Beschreibung ihrer Küche, die sich quasi in ein Gewächshaus verwandeln wird, wo sie ihren Eigenbedarf für ein veganes Leben laufend selber züchtet.

Jacques Van den Broek von Randstad brilliert mit einem Video von Randstad, das den grössten Computer darstellt der je gebaut wurde. Ein eindrücklicher ins Verhältnis setzender Versuch, die Angst vor Roboter zu vertreiben und der Furcht den Boden zu unterziehen:



Sein Appell an die Zuhörenden war der Aufruf zu erkennen, was eben die unmittelbare Zukunft für uns bereithalte und nichts zu warten bis der jetzigen Job weg sei, sondern sich auf den nächsten vorzubereiten.

John Vickers von Blue Abyss erzählte die Geschichte der Eroberung der Weltmeere und der fernen Sterne durch Roboter. Nur diese hätten bis heute den Zugang zu den unwirtlichen Erweiterungen des möglichen Lebensraums gefunden. Er verband seine Zukunftswünsche mit der Hoffnung, dass den Robotern der Mensch folgen möge.

Diese 20 Minuten brachten keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Die drei Experten mochten sich nicht besonders auf die Äste hinauslassen. Aber zwei interessante Gedanken blieben hängen.
Der vielzitierte Lastwagen-Chauffeur, der wegen den autonomen Fahrzeugen bald seinen Job verlieren werde, konnte insofern beruhigt werden, dass er eben nicht nur Chauffeur sei und neben dem Fahren noch weitere wichtige Aufgaben auf seiner Tour erledige. Dieser Dienstleistungsanteil seines Berufes würde sich weiter entwickeln und neue Aufgaben würden dazu kommen. Fahren müsse er dann viel weniger. Er würde vom anstrengenden Teil seines Jobs entlastet. Mit dieser Perspektive konnten sich alle Podiumsteilnehmer identifizieren.
Die zweite wichtige Erkenntnis und gleichzeitig aber auch die gefährlichste war die Feststellung, dass das alles wovon wir heute sprechen, AI, Roboter, IoT usw., das alles werde kommen. Aber nicht morgen, oder in zwei, fünf Jahren, also nicht sofort, das kommt. Wir alle dürften diese Entwicklungen nicht verschlafen. Wir müssen wachsam bleiben und uns an der Entwicklung beteiligen.

Isikoff grillt Parscale


The Trump effect, one year on war der Titel des Gesprächs zwischen Brad Parscal, Digital Media Verantwortlicher der Trump Presidential Campagne und Michael Isikoff von YAHOO News.



Selten habe ich ein derartiges Life-Interview erlebt wie dieses. Isikoff beherrscht das Handwerk des Interviewers perfekt. Fragte er zu Beginn nach allseits bekannten Fakten, steigerte er den Druck auf Parscal bis zur Schmerzgrenze, um ihn schliesslich mit der Bemerkungen zu entlassen, dass von ihm wohl kaum eine verwertbare Antwort kommen würde und die Zeit eh um sei. $
Es ging in dieser Phase des Gesprächs hauptsächlich um die Frage, warum sich die Offiziellen der Kamapgne nicht von den Fake-Posts der russischen Trollmaschinerie distanzierte, sondern ganz im Gegenteil diese unsäglichen Posts sogar noch teilten. Leider beharrte Isikoff auf dem Tatbestand des Teilens und fragte nicht nach, warum man sich an den Inhalten der Posts nicht aufgehalten habe. Diese schienen Parscal und die Seinigen nicht zu stören, obwohl die Inhalte abstrus waren. 
Heute konnte man sich von der Widerwärtigkeit der Russenkampagne in den Medien selber überzeugen, nachdem der Kongress diese Muster frei gegeben hatte.

Siehe folgende Bilder: 








Isikoff befragte den Campaigner auch über die Rolle von Cambridge Analytics in der Kampagne. Diese solle vor allem zu Beginn eine Rolle gespielt haben, als es darum ging die Strategie für das Foundrising festzulegen. Viel wichtiger aber war die Zusammenarbeit mit Facebook direkt. Demnach hätten Facebook-Mitarbeiter direkt in den Kampagnen-Büros von Trump gearbeitet. Es ging darum, alles von Facebook zu lernen was es über die Plattform zu wissen gab. Schliesslich investierte die Trump-Kampagne über 300 Mio.$ in Social Media Aktivitäten. Davon gingen auch Teile an Google, Twitter und andere. Es wurden mehrer Tausend Posts pro Tag abgesetzt. (Mit vorliegendem Beispiel ist das schwer wegzubekommende Schweizer Vorurteil zu beseitigen, dass Social Media Kampagnen nichts kosten sollen.)

Besonders erstaunlich war die Tatsache, dass die Clinton-Kampagne in den Social Media Kanälen fast gar nicht stattfand. Dies, obwohl Barack Obama in beiden seiner Wahlkämpfen Social Media gezielt einsetzte und damit den Unterschied machte. Auf Die Frage von Isikoff an Parscale, warum das so gewesen sei, konnte dieser auch nicht beantworten. Meinte aber, dass die Clinton offenbar die Wichtigkeit und Bedeutung von Social Media schwer unterschätzt habe.

An mehreren Events am WebSummit wurde diese Zeitenwende in demokratischen Wahlkämpfen thematisiert. Die Grundstimmung dabei war stets die Beunruhigung darüber, dass es kaum akzeptierte Regeln gebe, was man in Wahlkämpfen darf und was nicht. Zwar beklagten viele Speaker die Tatsache, dass Fake News unterbunden werden müssten. Nur wie, darüber wurde man sich nicht einig und man weiss es eigentlich auch nicht. 

Wie das Beispiel Brad Parscal heute zeugte, gilt es eigentlich nur die ethische Frage immer wieder zu stellen und in den Vordergrund zu rücken. Parscal ist ein Paradebeispiel für einen Marketing-Roboter. Vor dem Hintergrund seines beruflichen Werdegangs als Marketier in der Wirtschaft gab es für ihn nur ein Ziel, das Ziel selber zu erreichen und das war diese Wahl zu gewinnen. Koste es was es wolle. Der “Umsatz” musste einfach her. 

Für mich ist die Lehre, dass Wirtschaft eben nicht Politik ist und dass das Personal für die Politik nur dann gewonnen werden darf, wenn der Nachweis erbracht wurde, dass die ethischen und demokratischen Grundsätze und nicht die nackten Zahlen entscheidend sind. Das hat selbstredend mit Selbstverantwortung zu tun und mit Selbstbeschränkung. Der Anspruch auf absolute Macht darf es in einer Demokratie schlicht und einfach nichts geben und muss geächtet werden. Das gilt auch und besonders in der Schweiz.

Dienstag, 7. November 2017

Artificial Intelligence: How data is evolving the future of technology?




Wenn jemand weiss, wie KI unsere Zukunft verändern wird, dann muss es der CEO des grössten Chip-Herstellers der Welt sein. Brain Krzanich, CEO von Intel Corporation spricht auf der Center Stage zu 20‘000 Menschen.



Krzanich vergleicht Daten mit Oel. Daten sind das Treibmittel der Zukunft. Die Wichtigkeit der Daten ist nicht zu überschätzen.
Die heute besprochenen Themen sind: Reimagine Data, AI Driven Innovation at the edge, Immersive Data und AI for Good.



Enabling AI to Deliver Incredible Profit. Er stellt Movidius vor. Ein Tool für Drohen, das mithilft zum Beispiel in Seenot geratene Menschen zu helfen. Ihnen zum Beispiel eine Schwimmweste zu liefern (Video).


Das nächste Thema sind die Selbstfahrende Fahrzeuge. Die notwendige Technologie dafür sind zuerst einmal unvorstellbar viele Daten. Daten die laufend erhoben und sehr schnell zu verarbeiten sind und die eigentliche Grundlage der Entscheidungen des zukünftigen Robotor-Auto bilden. 

Intel wird zukünftig unzählige Testfahrzeuge auf die Strasse schicken, um dort Daten zu erheben, um Autofahren ungefährlicher zu machen. Das ist nötig, werden doch jedes Jahr Millionen von Menschen auf den Straßen getötet.
Krzanich fordert, dass unsere Städte neu designt werden müssen.


Immersive Media bedeutet das Sammeln von Daten am Menschen. Zum Beispiel im Sport. LaLiga wurde gebildet aus Champions Liga Teams zu analysieren. Stadien wurden mit Videokameras ausgerüstet, um jede Bewegung zu registrieren. Die erhobenen Daten werden analysiert.
Intel partnert zusammen mit American Football um die Spieler derart zu verdaten, dass augenblicklich die Perspektive des Spielers eingenommen werden kann. Intel True VR. Ist der Name dieses Projektes.


Auch mit NBA arbeitet Intel zusammen. Ziel auch hier, die Spiele direkt aus der Sicht der Spieler zu erleben. Die Zukunft ist immersiv.


Letztes Thema ist AI for Good. Hier zeigen die Intel-Leute wie blinde Kinder dank AI “Sehen” lernen. Oder wie vermisste Kinder dank AI im Internet gefunden werden können, um sie sicher nach Hause zu bringen.







Ein Roboter in jedem Raum?

 

Aimee van Wynsberg von der Foundation for Responsible Robotics unterhält sich mit James Vlahos von Wired über die Frage Robotik und Ethik. Dabei spielt die Frage eine zentrale Rolle, was Robotor im Privathaushalt in Zukunft dürfen und was nicht. Sie plädiert dafür, dass bestimmte Regulierungen bestehen sollten, die zukünftig den Rahmen des Designs von Roboter bilden. Bezogen auf Drohnen meint sie, dass solche missbraucht werden um Menschen auszuspionieren. Das kann auf die Roboter direkt übertragen werden.Wenn diese im Auftrag ihrer Hersteller Hausbewohner ausbaldowern. 

Entlang eines normalen Haushalts, vom Kinderzimmer über Wohnzimmer hin bis ins Elternschlafzimmer wird dargestellt, was Robotor in den jeweiligen Räumen erledigen können. Von Wynsberg lässt das Thema Sexroboter nicht aus. Sie weisst darauf hin was ein solcher Roboter für alleinstehende Menschen leisten könnte oder könne. Sie sieht die Gefahr, dass entsprechendes Verhalten Menschen in die Einsamkeit treiben könnten.

Vlahos fragt, was ein Compagnion Robotor leisten könnte. Also ein Robotor, der nichts anderes leisten soll als ein Freund zu sein. Sie bestätigt, dass es denkbar ist, dass ein solcher Robotor möglich ist. Wenn es möglich sein soll, einem Robotor Empathie beizubringen, dann lasst uns hingehen und einen solchen Roboter herstellen.

Es gilt in der Robotik so menschlich vorzugehen wie immer möglich.

Montag, 6. November 2017

WebSummit 2017 Opening Night

16:45 h
Seit der WebSummit nicht mehr in Dublin stattfindet, sondern in Lissabon, sind die Teilnehmerzahlen  explodiert. Waren es letztes Jahr fast 50‘000 Teilnehmer, sind dieses Jahr mit 60‘000 die Grenzen erreicht. Die Organisation meldete vor ein paar Tagen Ausverkauf. Das hat Konsequenzen. Für die legendäre Opening Night gab es einen Wettbewerb. 20‘000 Glückliche dürfen heute Abend dabei sein. Ich gehöre dazu und blogge live.


17:05 h
Nach drei Sicherheitschecks und vorbei an unzähligen Sicherheitsleuten, habe ich mir einen Platz in der vierten Reihe am Mittelgang ergattern können. Beste Aussicht auf das Geschehen auf der Bühne. Beginnen soll die Show in anderthalb Stunden. Von den versprochenen Verpflegungsständen ist weder etwas zu sehen noch zu riechen. Das wird also eine trockene und hungrige Angelegenheit.

18:02
Nach einer Stunde mit der immerselben Slideshow und dem repetitiven Ambienttrack ist mir mehr ums Liegen als weiterhin auf einem Plastikstuhl zu sitzen. Aber wir harren natürlich der Dinge die da kommen sollen. Die Arena ist mittlerweile ziemlich gut gefüllt.

18:35
Nachdem nun der UN-Generalsekretär Antonio Guterres sowie Portugals Premierminister Antonio Costa eingetroffen sind, dürfte die Show nun beginnen. Und sie beginnt mit Getöse. Mit einem auf 180 Dezibel eingespielten Video.

18:37

Die Show geht los. Paddy Cosgrave, CEO und Co-Founder des WebSummit, eröffnet den Event mit einer launigen Rede.
Er übergibt das Wort dem Gründer von Feedzai, Nuno Sebastiao. Die Firma akquirierte kürzlich 50 Mio. Venture Capital. Sie beschäftigt sich wenig überraschend mit Künstlicher Intelligenz.

19:00

Das Wort wird dem via Videokonferenz zugeschalteten Stephen Hawking übergeben. Auch er äussert sich zu KI und fragt das Publikum, sich Gedanken darüber zu machen, was KI mit der Welt tun wird. Wird KI in den Dienst des Menschen gestellt oder lässt KI den Menschen einfach beiseite und entwickelt sich selbstständig weiter? Das sei die zentrale Frage.

19:10

Bryan Johnson, CEO des Milliarden schweren Startups Kernel fordert zum Rebooten des Gehirns auf. Er beklagt, dass sich die Menschheit viel zu wenig um die Funktionsweise des Gehirns und dessen Weiterentwicklung kümmert. Er möchte hier einen Fortschritt sehen. Es geht ihm also in Angesicht der KI-Diskussion um natürliche Intelligenz.

19:20

Margerethe Vestager, EU-Kommissarin für Wettbewerb betritt mit der Executive Editor Kara Swisher von ReCode die Bühne. Im Zwigespräch wird die Frage erläutert, ob Europa gegen das Silicon Valley überhaupt noch eine Chance habe, was die EU weiterhin unternimmt, um die Steuern von Apple einzutreiben, die diese hinterzogen hat und immer noch nicht bezahlte, obwohl Google und Facebook ihren Tribut bereits geleistet haben. Auch die soeben veröffentlichten “Paradies Papers” kamen zur Sprache. Swisher entschuldigte sich beim mehrheitlich europäischen Publikum für das was da gerade im Weißen Haus läuft.

19:30

Antonio Guterres wird angekündigt. Guterres beginnt damit zu erklären, dass er ursprünglich Ingenieur war. Dann setzt er zu einer fulminanten Rede an und spricht alle relevanten Themen der heutigen Zeit zwischen Technologie, Globaler Erwärmung und sozialer Ungleichheit an. Er ruft dazu auf, alle an den Tisch zu bitten, um die globalen Probleme und eine sozialverträgliche Globalisierung zu diskutieren. Technologie sei nur dann etwas Gutes, wenn sie allen diente.
Eine sehr eindrückliche Rede eines Mannes auf dem Gipfel seiner Karriere mit dem höchsten Amt, das die Welt zu vergeben hat. Bodenständig, klar denkend, total bei den Leuten. Wir werden hoffentlich noch viel von ihm hören und dürfen auch hoffen, dass umgesetzt wird, was er sagt.


19:50

Antonio Costa, Portugals Premierminister eröffnet wie schon letztes Jahr gemeinsam mit dem Bürgermeister von Lissabon und Paddy den WebSummit 2017.








Montag, 30. Oktober 2017

Konzept der Selbstvermarktung im digitalen Zeitalter

Noch nie stand berufliche Weiterbildung derart oben auf der Prioritätenliste der ins Berufsleben eintretenden Generationen wie heute. Fast möchte ich sagen, dass es kaum mehr Beschränkungen gibt wenn es um die Weiterbildung geht. Talent alleine genügt da nicht mehr. Wissen und immer wieder neues Wissen ist unabdingbar geworden in einer Zeit des permanenten Wandels. Vorbei ist die Zeit der soliden Erstausbildung, die in früheren Generationen über die ganze berufliche Lebensspanne reichte.

In Zeiten, in denen von Hebammen der Masterabschluss verlangt wird, um neues Leben auf die Welt zu bringen, liegt es auf der Hand, dass auch der eidgenössische Berufsabschluss kein Garant mehr ist für eine sichere und bruchfreie berufliche Zukunft. Ein Bachelor-Abschluss muss sein, ein Master dann, wenn man auch Teil wichtiger Projekte werden will. Deshalb ist es klug, sich einen kurz-, mittel- und langfristigen Plan zurecht zu legen, was man sich wann aneignen will.

Nun ist es für das CV wichtig, all dieses Bemühen auch zu dokumentieren. Aber reicht es dann auch aus, das CV nur dann aus der Schublade zu holen, wenn man die Absicht hegt, die Stelle zu wechseln?

Dazu sage ich ganz klar: 
NEIN!

Weil da draussen im viel gepriesenen Markt Wettbewerb herrscht -
 der War of Talents - kommt der Karriere bewusste Mensch nicht mehr darum herum, Selbstvermarktung aktiv zu betreiben. Dabei geht es nicht einfach nur darum, mehr Geld verdienen zu wollen, sondern bei spannenden Projekten seinen Beitrag leisten zu können. Dies mit dem Ziel, bei innovativen Projekten auch wieder dazu lernen zu können, aber dabei auch Referenzen zu sammeln. Beweise zusammen zu tragen, Teil einer Entwicklung zu sein.  Und auch das muss transparent nach aussen getragen und dokumentiert sein. Bescheidenheit ist vielleicht eine Zier, aber im War of Talents schon fast ein Todesurteil.
Zumindest eine Selbstbeschränkung, die Türen nicht aufreisst und Chancen ungeprüft vorbei ziehen lässt.

Onlineaktivitäten entwickeln

Um es gleich vorweg zu nehmen. Ich empfehle jedem zielstrebigen Menschen heute so früh wie möglich mit der Führung eines Blogs zu beginnen. Das kann mit Ehrgeiz verbunden werden oder mit einer gewissen Bescheidenheit. Hauptsache, man ist davon überzeugt, die nächsten Jahre regelmässig darüber zu berichten, wie sich das berufliche Fortkommen entwickelt, welche Weiterbildung man absolviert hat und welche Projekterfahrungen abgeschlossen werden konnten.

Mit Ehrgeiz würde ich den Willen umschreiben, sich und seine Kompetenzen regelmässig darzustellen und das Ziel damit zu verbinden, im gewählten Thema ein Hotspot zu sein. Vielleicht liegt sogar eine Themenführerschaft drin?
Mit Bescheiden würde ich sagen, man postet so vier bis fünf Mal pro Jahr seinen Status quo. In 10 Jahren werden das dann auch 50 Posts. 50 Posts, die eine Geschichte erzählen, die man aus einem CV nie herauslesen kann.
Mit einem Blog spielt sich jede Bewerberin und jeder Bewerber in die Königsklasse. Vorausgesetzt der Autor/die Autorin nimmt die Sache entsprechend ernst.

Es muss nicht unbedingt ein Blog sein. Auch das regelmässige, professionell konzipierte und konsequent umgesetzte Posten in Social Media Profilen kann helfen, sich als komplette und kompetente Person darzustellen. Die Zeit des Spasspostens auf Social Media läuft allmählich aus und hat man erst das Partyalter hinter sich, dürfen es auch Fotos auf den Fotoplattformen werden, die auf seriöse Weise das eigene Leben dokumentiert. Man muss sich einfach genau bewusst sein, dass Bilder eine andere Sprache sprechen als der selber geschriebene und kontrollierte Text.

Wie eine Untersuchung ehemaliger Bachelor-Studenten der Berner Fachhochschule Departement Wirtschaft, Frau Shadya Priska Fasel und Philipp Patrick Rohner, zeigte, achten Arbeitgeber besonders auf Aktualität und Vollständigkeit, aber auch darauf, wie aktiv sich Kandidatinnen und Kandidaten auf den Sozial Media Plattformen bewegen.

Bewegt man sich auf verschiedenen Portalen und Webseiten, sollte man darauf achten, diese miteinander zu verknüpfen (Fasel/Rohner), um so dem Rekrutierer in die Hände zuspielen und ihm eine gezielte Lesehilfe zu bieten.

Die Unternehmen sind heute darauf aus. Leute zu bevorzugen, die eine "Digitale Denke" mitbringen. Eine solche kann man sich nur aneignen, wenn man sich auch entsprechend in der digitalen Welt auskennt. Das bedeutet nicht, dass man bloss weiss was Snapchat, Tinder, Instagram, Pinterest usw weiter ist. Es bedeutet auch, dass man hinter die Kulissen sehen kann. Dass man das Geschäftsmodell von Uber kennt oder jenes von AirBnB und anderer. Es bedeutet auch, das man eine Ahnung von eCommerce hat, oder von Digital Pricing. Und viele andere Dinge mehr. Vieles davon finden Sie in diesem Blog. Die Stichworte finden Sie unter 'Label'.

Veränderung des Rekrutierungsprozesses

Wir erleben derzeit auch die Digitalisierung des Rekrutierungsprozesses. 

Ein Stichwort ist Active Sourcing. Gemeint ist damit die aktive Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten. (Wurde früher auch etwas unschön mit Headhunting umschrieben.) Stellen werden nicht mehr ausgeschrieben, sondern HR-Mitarbeitende, oder Stellenvermittler suchen in ihren Datenbanken geeignete Kandidaten. Wer also in der digitalen Welt nicht sichtbar ist, kommt entsprechend auch nie auf die Screens der Suchenden.

Unternehmen haben begonnen, aktive Netzwerke möglicher Arbeitnehmer aufzubauen und zu pflegen. Wer Eingang in solche Netzwerke haben will, muss dafür schon einiges tun. Grund für ein derartiges Vorgehen ist der zunehmende Fachkräftemangel. Dieser geht auf verschiedene Ursachen zurück.

Social Media Recruiting wird regelmässig als Werkzeug der Personalrekrutierung untersucht. Die Social Media Recruiting Studie gibt Auskunft über aktuelle Entwicklungen.

Ein weiterer Begriff, der populärer wird, ist Robot Recruiting. 95% der USA-Firmen sollen sich Algorithmen sowie Big Data zu Nutze machen, um Vorauswahlen effizienter vornehmen zu können. Algorithmen sind objektiver und achten auf gefragte Fakten und ignorieren emotional gefärbte Beurteilung wie Geschlecht, Hautfarbe und andere sekundäre Faktoren. 
Derweil befürchten Bewerber, dass bei diesem Verfahren die Softskills unberücksichtigt bleiben, wo diese heute doch als entscheidend betrachtet werden.

Rechnen Sie damit, dass Sie zukünftig auf Ihrem SmartPhone für eine neue Stelle angesprochen werden. Big Data Analyse ist im Marketing das Thema. Es dürfte nur eine Frage von kurzer Zeit sein, bis Big Data auch in der Personalbeschaffung eingesetzt wird. Findet der Analytiker geeignete Kandidaten, wird  er seinen Rekrutierungsroboter damit speisen und dieser wird Sie dann kontaktieren, um Ihnen entsprechende Fragen zu stellen. Antworten Sie in dieser noch eher befremdlichen Vision die Fragen richtig, werden Sie im nächsten Schritt zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen. Alles selbstverständlich unter der Voraussetzung, sie sind bereit für einen Stellenwechsel oder Sie sind interessiert, Ihren aktuellen Marktwert zu erfahren.

Inhalte, die der Selbstvermarktung dienen

Authentizität steht hier an erster Stelle. Vielleicht sind Sie ja tatsächlich ein Wunderkind, ein Star unter Influenzern, aber rühmen Sie sich nicht aus dem Spiel, überlassen Sie die Beurteilung getrost Dritten. Seihen Sie authentisch, ehrlich, einfach sympathisch.

Die Idealform der Selbstvermarktung ist der Blog. Daran zweifle ich nicht. Deshalb beziehe ich mich bei allen folgenden Empfehlungen auf dieses Instrument. (Auf die Vermarktung des Blogs komme ich weiter unten zu sprechen.)

Der erste Blogeintrag gilt der Person selber. Ihre Fähigkeiten, Kenntnissen, Erfahrungen, nachweisbaren Begabungen und Rahmenbedingungen bis hin zu Vorlieben und Leidenschaften müssen in sachlichem Ton beschrieben werden.

Aus dem Marketing kennen wir das Alleinstellungsmerkmal (Unique Selling Propositions USP). Das lässt sich auch auf eine Person anwenden. In unserem Blog sollen die Suchenden Hinweise auf unsere sozialen, methodischen und fachlichen Stärken stossen. 

Definition, wer man ist und wohin man will, muss von Zeit zu Zeit den sich entwickelten Verhältnissen angepasst werden.

Geschickt ist, wer sich ein eigenes Ranking jener Unternehmen anlegt, bei denen man gerne arbeiten würde. In weiser Voraussicht und unter Berücksichtigung der jeweils ausgeschriebenen Stellen und Funktionen der entsprechenden Unternehmen, kann dieses Wissen über die gesuchten Anforderungen direkt angespielt werden. Das gibt gut und gerne einige Posts pro Jahr her. Die Folge davon ist, dass sich der Rekrutierer bei Ihnen wiederfinden kann. Auch die Tatsache wird er bemerken, dass Sie bestens Bescheid wissen was bei Ihrem Traumarbeitgeber über die Zeit so läuft.

Es ist neuerdings ziemlich umstritten, ob einem CV oder einer Bewerbung ein eigenes Bild beigefügt werden soll oder nicht. Ich empfehle ein gutes, der Realität entsprechendes Bild im Blog zu zeigen, das auch regelmässig erneuert werden soll. Es muss nicht ein Modellbild sein, aber es soll sympathisch wirken. Soweit müssen wir die Betrachtenden lenken. Kein Bild zu zeigen, halte ich für falsch. Denn wir sind im Internet und dort ein Klick von der Google Bildsuche entfernt. Alles können wir dort nicht jederzeit kontrollieren.

Selber Inhalte über sich erstellen, ist so eine Sache. Aber können wir sicher sein, dass es nicht auch andere an unserer Stelle tun? Darum sollte man gelegentlich das Web durchkämmen oder durchkämmen lassen noch fast besser, um unliebsame Darstellungen zu eliminieren. Es gibt spezialisierte Agenturen, die nehmen Geld für diese Arbeit.

Wer sich überwindet oder gar keinerlei Hemmungen kennt, stellt sich aus Eigensicht im besten Licht dar. Kann man tun. Ich aber empfehle, auch das Beschreiben von Niederlagen, Fehleinschätzungen, und überhaupt eine angemessene Selbstreflektion zuzulassen. Damit lässt sich zeigen, dass man daraus gelernt hat und ein zweites Mal daran nicht scheitern wird. Alles ist eine Frage des richtigen Tons. Ein sorgfältig gearbeiteter Text ist somit eine Selbstverständlichkeit.

Ein Hinweis zu Online-Bewerbungen, die dem Robotic Recruiting zugeführt werden. Denken Sie wie ein Roboter: geradeheraus, simple, schmucklos. Seien Sie präzise, zerlegen Sie schwierige Sätze in kurze. Formulieren Sie aktiv. Halten Sie sich zurück und verzichten Sie auf kreative Ergüsse: einfache Schriften, keine Illustrationen, keine Abkürzungen. Prüfen Sie die Rechtschreibung, Roboter übersetzen (noch) nicht falsch Geschriebenes. Und lesen Sie die Stellenausschreibung nochmals und prüfen, ob die dortigen Stichworte sich in Ihrem Text wieder zu finden. 
Und zum Schluss noch dies: Menschliche Rekrutierer lesen die Kommentarzeile. Nutzen Sie diesen Raum, um Ihren USP anzubringen.

Die Vermarktung der Vermarktung

Auf dem Blog herrscht Selbstdisziplin, Kontrolle und Differenzierung. Der Blog als Herzstück, als Krone, als wahrer Claim für Rekrutierer, muss entsprechend behandelt sein. Es darf sich kein einziger Fehler, keine Schreibfehler, keine Experimente, keine Selbstzerfleischung usw. zu entdecken sein.

Was im Blog beschrieben wurde, kann auf allen zur Verfügung stehenden Social Media Plattformen angeteased werden. Das will heissen, dass man zwischen seinen ganz normalen Posts auch einmal einen anpreisenden Text eines Blogeintrages hingewiesen werden darf. 

Verkaufen Sie Ihre Beiträge insbesondere auch auf den Business-Plattformen Xing und LinkedIn. Suchen Sie das Web danach ab, ob es auch Jobplattformen Ihrer Branche gibt. Legen Sie sich ein Profil dort an und pflegen Sie es.

Legt man sich seine Vermarktungstrategie zu Recht, tut man sicher gut daran sich bewusst zu sein, dass man an der eigenen Markenpersönlichkeit arbeitet.

Netzwerken ist Netzwerken ist Netzwerken

Reden wir heute von Xing und LinkedIn als die Referenzplattformen für Business Netzwerken, dann ist das nur die halbe Miete. Netzwerke bilden im realen Leben die Basis für die Vergabe von ca. 40% der Stellen, wie Untersuchungen gezeigt haben.

Denken wir daran, dass auch unsere engsten Freunde und der Kollegenkreis bei der nächsten Bewerbung um eine Anstellung eine Rolle spielen können. Binden Sie diese also auch ein. Laden Sie diese direkt und persönlich ein, wenn Sie in Ihrem Blog etwas publiziert haben. Fragen Sie diese um deren Meinung, kritisches Hinterfragen usw.

Die Kunst des Netzwerkens ist also viel mehr als ein Hobby. Es kann erlernt und geübt werden. So dass der Netzwerk-Profi auch hier Realität und Virtualität furios kombiniert und zu seinem Nutzen einsetzt. "Digitale Denke" eben. Auch diese lässt sich antrainieren: durch Bildung.

Es lohnt sich, sich weiter zu bilden

Alles was Selbstvermarktung betrifft, konnte hier nicht angesprochen werden. Es gäbe noch viel Detailwissen, das sich lohnt, sich im Selbststudium anzueignen. Darum folgt hier ein Literaturverzeichnis, mit herzlichen Dank an Fasel/Rohner:

  • Bärmann, F., 2017. XING. Erfolgreiches Networking im Beruf, 2. Auflage, Frechen: mitp Verlags GmbH & CO. KG.
  • Ebbert, B., 2013. Selbstmarketing. Mehr Erfolg durch geschickte Eigen-PR, Freiburg: Haufe-Lexware GmbH & Co. KG.
  • Kawasaki, G. und Fitzpatrick, P., 2014. The Art of Social Media. Power Tips for Power Users, New York: Portfolio / Penguin.
  • Kühn, R., Pfäffli, P., 2012. Marketing. Analyse und Strategie, 14. Auflage, Zürich: Wird Verlag.
  • Scheel, A., & Steinmetz, H., 2015. Selbstmarketing im Social Web. Erprobte Strategien für die eigene Karriere, Wiesbaden: Springer Gabler.
  • Shah, M. R., 2014. Karrierebeschleunigung mit LinkedIn. Freising: Stark Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
  • Wüst, P., 2015. Profil macht Karriere. Mit Self Branding zum beruflichen Erfolg, 4. Auflage, Zürich: Orell Füssli Verlag AG.
  • Kramer, P.D. (2011) Dienstleistungsmarketing, Kommunikationspolitik und Tourismus, Bremen: Europäischer Hochschulverlag
  • Esch, F.-R. (2014) Strategie und Technik der Markenführung, München: Verlag Franz Vahlen GmbH

Mittwoch, 25. Oktober 2017

KMU und die Digitale Reife

Meine nicht repräsentativen Beobachtungen lassen bei mir den Verdacht aufkommen, dass das Thema Social Media trotz aller Anstrengungen kaum oder gar nicht bei diesen KMU's angekommen ist. Oder anders gesagt: ein Kleinunternehmer winkt nach näherem Hinsehen eher ab, wenn es darum geht sich für ein Social Media Engagement zu entscheiden.

Mir ist selbstverständlich bewusst, dass eine Hypothese dieser Art relativ leicht falsifiziert werden kann. Auf die entsprechenden Argumente bin ich jederzeit gespannt. Der liebe Leser darf sie mir gerne zukommen lassen.

Selbst vor diesem Hintergrund bin ich immer wieder eingeladen, KMU's auf die Digitale Transformation hin zu sensibilisieren. Das tue ich gerne. Dabei weise ich auch immer auf die Social Media Strategie hin. Eine solche sollte sich auch ein Kleinstunternehmen geben, bevor Zeit und Geld ausgegeben wird. Ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, rate ich gerne. In folgender Präsentation finden sich Hinweise darauf auf was es dabei ankommt.


Freitag, 20. Oktober 2017

Die USA gibt sich ein Open Government Data Gesetz

Der US Senat hat ein Open Government Data Gesetz (Open, Public, Electronic and Necessary (OPEN) Government Data Act (S.760H.R. 1770)) verabschiedet. Dieses Gesetz erklärt die Publikation von Open Government Data in maschinenlesbarer Form und unter offenen Nutzungslizenzen für die gesamte Administration für verbindlich.

Das OGD-Gesetz:
  • Ermutigt Bundesbehörden, alle ihre Datensätze auf eine wirklich zugängliche Weise als maschinenlesbare Daten unter Verwendung offener Formate zu veröffentlichen;
  • Erfordert, dass der Direktor des Verwaltungsrats und des Haushalts (OMB) konsolidierte und umfassende Leitlinien veröffentlicht, um die Umsetzung der Anforderungen durch die Agentur zu regeln;
  • Beauftragt die Chief Information Officers (CIOs) die OMB-Leitlinien zu befolgen, und so alle öffentlichen Bundesdatensätze über einen von der General Services Administration (GSA) verwalteten zentralen Federal Data Catalog zur Verfügung zu stellen;
  • Erstellt Erwartungen an die CIOs zur Verbesserung der Integrität, Qualität und Nützlichkeit ihrer Datenbestände;
  • Fordert die Regierung auf die derzeitige Verwendung von proprietären Datensätzen einzustellen und verpflichtet diese, offene Formate für alle neuen öffentlich zugänglichen Daten zu verwenden und soweit möglich, offene Formate für alle offenen Datenbestände zu erstellen; und
  • Schreibt aussagekräftige Definitionen für "Datenbestand", "Metadaten" und "maschinenlesbar" in das US-Recht, um eine intelligentere Gesetzgebung in Zukunft zu ermöglichen.

Weitere Informationen zum OGD-Gesetzt finden sich auf der Hompage der Data Coalition: https://www.datacoalition.org/press-releases/open-government-data-act-set-to-clear-senate/

Freitag, 29. September 2017

Digitaltag - die Schweiz zeigt ihre Digitale Reife - oder?



Am 21. November 2017 findet an verschiedenen Orten der Schweiz der vom Bundesrat patronierte Digitaltag statt. Veranstaltet wird der Event von Digital Switzerland, einer Vereinigung von verschiedenen Unternehmen, Hochschulen und Universitäten zum Zweck der Förderung des Digitalen Wandels.

In der Zürcher Hauptbahnhofshalle ist der Hub der Veranstaltung, an der sich
40 Unternehmen beteiligen.


Über 80 frei zugängliche Veranstaltungen werden durchgeführt.

So zeigt etwa die BFH in Biel, wie die Digitalisierung die Fussballausbildung beeinflusst. (Vielleicht müsste ich da hin, denn ich kann mir nicht vorstellen, wie man einen Fussballausbildet.)
Oder man kann im Berner Wankdorffeld eine Erlebnisfahrt mit dem automatisierten "SmartShuttle" mitmachen. (Ich hoffe, dass Erlebnis hält sich in engen Grenzen.)

Screenshot Programmthemen Digitaltag
Die meisten anderen Veranstaltungen scheinen auf dem Bahnhofplatz in Zürich stattzufinden. So etwa kann man mit Google Informatik erleben, oder Accenture veranstaltet die Hour of Code und bei Ringier an der Dufourstrasse darf man sich den Newsroom anschauen, wo die unsäglichen Tagesschlagzeilen produziert werden. Spannend dürfte die Digitale Reisekette am Flughafen Zürich sein. (Ich weiss nicht, ob Reisekette ein deutscher Ausdruck für Beamen ist.)
Ich werde vermutlich bei der BFH in Biel vorbeischauen. Dort kann ich lernen via Internet Drogen zu verkaufen, gestohlene Kreditkarten loszuwerden oder sonst verbotene Dinge zu tun. Echt freie Marktwirtschaft ohne jegliche staatlichen Regulierungen. Kein Witz! Der Veranstaltungstitel lautet: The Markets of the Dark-Net. Weitere Angebote meiner Schule finden sich hier.

Kommentar:

Zweifellos ist das Vorhaben zu begrüssen. Nichts sollte unterlassen werden um die Schweiz in die Zukunft zu führen. Nach meiner Analyse der Webseite bin ich mir nicht ganz sicher, wen man mit diesem Digitaltag meint oder für wen er gedacht ist. Handelt es sich hier um eine Bauchnabelshow der teilnehmenden Unternehmen oder sollen die jungen Generationen animiert werden sich etwas mehr als spielerisch mit der Digitalen Transformation auseinander setzen? Die Absicht ist nicht ganz durchschaubar.

Sicher ist, dass zumindest von den Titeln her werden keine kritischen Themen angesprochen, die da sind: Rahmenbedingungen, staatliche wie gesellschaftliche, für unternehmerische Initiativen, Politisches Mindsetting, Transformation der Arbeit, Existenzsichernde Altersvorsorge ab 50+ usw.

Ob dieser Digitaltag, der vielleicht zu einer Digitalwoche, zu einem Digitalmonat, zu einem Digitaljahr und schliesslich zur Digitalgesellschaft anwachsen sollte, wird sich zeigen müssen. Was nicht passieren darf ist dass dieser Tag zum Feigenblatt verkommt für weitere Stagnation und Widerstand gegenüber unausweichlichen Wandlungsprozessen.

Und eine Bitte zuletzt: Es wäre gut, wenn Sie in der Fortsetzung Ihrer Aktivitäten auf das Wort "Revolution" verzichten würden. Es handelt sich hier keineswegs um eine Revolution, sondern um Realität. Einer Realität der man sich nicht verweigern sollte. Sondern man sollte sie gestalten!








Freitag, 1. September 2017

Projekt R und die Suche nach dem richtigen Geschäftsmodell - Fragen

Ich bin ungefragt. Im Sinne von Creative Commons lege ich meine Überlegungen zu einem Geschäftsmodell einer journalistischer Plattform offen und hoffe, nützliche Überlegungen beizutragen.

Ich gestehe. Ich gehöre auch zu jenen, die ab 1996 werthaltige Inhalte, in meinem Fall aus den Redaktionen Bieler Tagblatt und Journal du Jura kostenlos ins Web gestellt haben. Das war weniger Konzept als der Not gehorchend. Zahlreiche Gründe führten damals zu diesem Handeln. Ein unnötiger war die Orientierung nach dem Klassenbesten. damals wie heute die New York Times. Auch die NYT lieferte digital kostenlos aus, um dann kurzfristig eine Paywall aufzurichten, die sie bald wieder niederriss. Der Click-Verlust war zu dramatisch und schmälerte die Werbeeinnahmen.
In Zürich leistete sich TAMEDIA Kurt W. Zimmermann als Internet-Pionier. TAMEDIA trat in den Webmarkt viel später ein als wir, neben den Schaffhauser Nachrichten und der Appenzeller Zeitung. Ganz Tsüri-mässig trat Zimmermann grossspurig auf und wollte sein Geschäftsmodell durchdrücken. Uns in Biel bot er an unsere Classifieds (Kleininserate aus den Bereichen Immobilien, Stellen und Autos) zu übernehmen und auf eine zentrale Plattform zu stellen. Nachdem wir einen hohen sechsstelligen Betrag nach Zürich schicken würden. Wir lehnten den Witz ab ohne die Pointe verstanden zu haben...


Man muss verstehen, dass wir damals Lesende bedienten, die zuhause via Modem der ersten Generationen auf das Internet zugriffen. Durchgestylte Webseiten gab es praktisch keine. so waren uns die Hände für Zeitgeist gebunden. Das war Stand der Dinge.
Die Begriffe Makro- und Microbilling gab es nicht oder nur in engen Bankenkreise. SMS war ein Insiderteil, stand aber kurz vor dem Durchbruch. Doch erst im Jahr 2000 begriff ich, dass man damit auch als Nicht-Mobilfunker Geld verdienen kann. Ab dann war Teil meines damaligen Jobs, das den Verlegern begreiflich zu machen. Besonders erfolgreich war ich damals nicht und Thomas Trüb liess mich nicht nur einmal auflaufen...

Die Kreditkartengesellschaften boten damals noch kein Microbilling an. Der kleinste verrechenbare Betrag war auf CHF 5.- beschränkt. Selbst wenn wir damit etwas hätten anfangen können, wir wären nicht in der Lage gewesen die nötige Software für eine Anbindung unserer Inhalte an die Kreditkartenverrechnung zu bezahlen.

Aber wir waren sonst schon ziemlich schlau. Früh realisierten wir, dass uns das Internet Geld in die Kasse schwemmen würde, wenn wir Umwege gehen. Einer der Umwege war die Anschaffung eines Audiotext-Systems. Wir forderten über die Off- und Online-Kanäle unsere Leserschaft auf, uns auf eine Geschäftsnummer anzurufen, um dann mittels Telefontasten durch ein kostenpflichtiges Info-Angebot zu surfen. Uns war da nicht bewusst, wie wenige Frequenztelefone damals im Umlauf waren. Der Monopolist wir nicht in der Lage uns diese Daten zu geben. Es waren viel zu wenige und der Umbau weg vom Pulstelefon verlief schleppend. So war dieser Umweg bald ein Schlag ins Wasser und schuf uns mehr Probleme als er uns dienen konnte.

Parallel zu unseren ersten Telefonie-Erfahrungen etablierten wir inmitten der Stadt Biel ein Internet-Café (Cyberhouse mit Namen). 90% der Leute hatten damals noch keine Internet-Anbindung zu Hause. Mein Auftrag war, Jugendmarketing zu betreiben und auf diese Weise neue Abonnenten zu gewinnen. Wir boten Internet-Kurse an und binnen kurzer Zeit schleusten wir 1'000 Leute durch unsere Aufklärungskurse. Abonnements verkauften wir zwar keine, aber wir pushten unseren Webverkehr und produzierten Traffic auf unseren Seiten. Bannerwerbung gab es leider noch keine, darum auch keine Vermittler. So organisierten wir uns Werbeumsatz selber.

Immerhin war unser Internet-Café während des Donnerstagabendverkauf der Hotspot der Stadt. Unsere Partys waren legendär und aus unserer CyberHouse-Webseite entsprang ein gedrucktes Gratis-Szeneblatt und hätte der Verleger gewollt, es wäre eine Goldgrube geworden. Weil wir genau das richtige Segment erwischt hatten und die richtigen Massnahmen trafen, das Teil weit über das Marktgebiet hinaus bekannt zu machen. Genauso wie unsere Webseite, deren Inhalte Expats aus allen Teilen der Welt beisteuerten. Doch das ging dem Verleger zu weit. Fakt ist, unsere Pionierphase generierte Aktivitäten, die weit über den Tellerrand hinaus reichten. Wie das Web eben. Out of the Box. Die typische Schweizer Charaktereigenschaft stressten wir täglich.


Mir persönlich verhalfen diese vier Pionierjahre zu jenen Erkenntnissen, die ich dann bei Swisscom Mobile einbringen konnte und uns binnen wenigen Jahren zum Themenführer in der weltweiten Mobilfunkszene machte. Als Mitglied des Content-Teams bei Vodafone erhielt ich einen Hebel, der mich an die Front der Contentproduktion für die frühen Smartphones katapultierte. In diesen Pionierjahren machten wir Millionen, anders als damals bei unseren ersten Schritten im Internet. Und dann kam das iPhone...

Anders als noch zu Beginn der Nullerjahre als wir unglaubliche Anstrengungen unternehmen mussten, um an guten Content zu kommen, ist heute Content an jeder Ecke zu haben. Guter wie schlechter. Im Bereich News kann heute wie kaum je zuvor festgestellt werden, dass selbst wenn man das Handy zu Hause lässt, jeder über die aktuellen Vorgänge informiert ist. Man kann sich vermutlich nur noch auf einer abgelegnen Alp entziehen oder in der Wüste auf einem Kamel. Was hingegen auch zu beobachten ist und wissenschaftlich wohl bald untersucht werden muss, ist die Tatsache, dass die oberflächliche Information die Sicht auf die wahren Hinter- und Untergründe verdeckt und die Menschen vor lauter Überflutung Ursache und Wirkung kaum mehr beschreiben können. Das macht sie ungemein anfällig auf Fakenews.

Und es macht ein Geschäftsmodell für eine rein journalistische Plattform schier aussichtslos. Sie wird wohl nur eine Nische der Idealisten erschliessen können. Das kann funktionieren, wenn die Nische gross genug ist und Skaleneffekte möglich macht. Ob die Schweiz gross genug ist? Oder muss sie sich zumindest auf drei Sprachen ausdehnen: Deutsch, Französisch und Englisch? Kann sie dann eine global beachtete Magazin-Plattform werden und die provinzielle Swissness hinter sich lassen?

Meine Erkenntnisse aus vielen Jahren digitale Medientransformation, die im Kontext eines Projekt R Bedeutung haben könnten, sind folgende:

- Der Break Even ist ein Existenz bedrohendes Gerücht, insbesondere wenn er nach drei Jahren erreicht sein soll und das Projekt ab dann Gewinn erwirtschaften muss. Wird nicht klappen. Es braucht sieben Jahre, bis sich eine Plattform rentabilisiert. Selbst wenn Geld wie bei der TagesWoche etwa, kaum eine Rolle spielt, es wird zuerst einmal Jahre lang Geld verbrannt. Watson macht es vielleicht etwas schneller. Aber auch nur vielleicht. 
- Es gibt nur eine Aussicht auf Erfolg, nämlich wenn der Preis-Mix so differenziert wird, dass damit sehr viele Kundensegmente anvisiert werden können. Die Frage, ob Paywall oder nicht, ist eine Frage der Vergangenheit. Tatsache ist, wer Mehrwerte schafft, die genau auf die spezifischen Segmente abgestimmt sind, wird dafür entschädigt. 
- So wie es einen differenzierten Preis-Mix braucht, braucht es ein sehr differenziertes Produkt, ein Produktsortiment sowie angemessene Nebenleistungen. Auch eine auf puristisch-journalistische Inhalte konzentrierte Plattform wird darum nicht herum kommen ein vielschichtiges Angebot aufzubauen, ohne den jeweiligen Spartenmedien in die Quere zu kommen. D.h., nicht dasselbe vom selben, sondern Tiefe, tiefschürfende Geschichten hinter Menschen und deren Umfeld. 
- Die Preis-Mix-Diskussion finde ich im bestehenden Marktumfeld eine äusserst spannende. Soweit mein Beobachterauge reicht, wird sie unterschätzt. 
Ich würde den Preis nicht am Artikel oder gar am Access zu den Artikeln aufhängen, sondern an den Autoren. Ich möchte einen Autoren abonnieren und dessen Schaffen begleiten können. Ich würde dazu ein Layer-Konzept realisieren. Auf dem ersten Layer könnte ich von jedem Autoren dessen Abstracts zu seinen Beiträgen lesen. Will ich mich auf einen bestimmten Autoren mittel- oder längerfristig einlassen, wechsle ich auf den nächsten Layer, auf dem ich aktuelle Beiträge erhalte. Auf dem dritten Layer erhalte ich Zugang zu dessen Archiv, auf das ich immer Zugriff habe. Dabei könnte ich abonnieren und kündigen so oft und wann ich will.
Dies einige Gedanken zur neuen Journalisten-Plattform, die per 1. Januar 2018 online gehen soll.












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