The Trump effect, one year on war der Titel des Gesprächs zwischen Brad Parscal, Digital Media Verantwortlicher der Trump Presidential Campagne und Michael Isikoff von YAHOO News.
Selten habe ich ein derartiges Life-Interview erlebt wie dieses. Isikoff beherrscht das Handwerk des Interviewers perfekt. Fragte er zu Beginn nach allseits bekannten Fakten, steigerte er den Druck auf Parscal bis zur Schmerzgrenze, um ihn schliesslich mit der Bemerkungen zu entlassen, dass von ihm wohl kaum eine verwertbare Antwort kommen würde und die Zeit eh um sei. $
Es ging in dieser Phase des Gesprächs hauptsächlich um die Frage, warum sich die Offiziellen der Kamapgne nicht von den Fake-Posts der russischen Trollmaschinerie distanzierte, sondern ganz im Gegenteil diese unsäglichen Posts sogar noch teilten. Leider beharrte Isikoff auf dem Tatbestand des Teilens und fragte nicht nach, warum man sich an den Inhalten der Posts nicht aufgehalten habe. Diese schienen Parscal und die Seinigen nicht zu stören, obwohl die Inhalte abstrus waren.
Heute konnte man sich von der Widerwärtigkeit der Russenkampagne in den Medien selber überzeugen, nachdem der Kongress diese Muster frei gegeben hatte.
Siehe folgende Bilder:
Isikoff befragte den Campaigner auch über die Rolle von Cambridge Analytics in der Kampagne. Diese solle vor allem zu Beginn eine Rolle gespielt haben, als es darum ging die Strategie für das Foundrising festzulegen. Viel wichtiger aber war die Zusammenarbeit mit Facebook direkt. Demnach hätten Facebook-Mitarbeiter direkt in den Kampagnen-Büros von Trump gearbeitet. Es ging darum, alles von Facebook zu lernen was es über die Plattform zu wissen gab. Schliesslich investierte die Trump-Kampagne über 300 Mio.$ in Social Media Aktivitäten. Davon gingen auch Teile an Google, Twitter und andere. Es wurden mehrer Tausend Posts pro Tag abgesetzt. (Mit vorliegendem Beispiel ist das schwer wegzubekommende Schweizer Vorurteil zu beseitigen, dass Social Media Kampagnen nichts kosten sollen.)
Besonders erstaunlich war die Tatsache, dass die Clinton-Kampagne in den Social Media Kanälen fast gar nicht stattfand. Dies, obwohl Barack Obama in beiden seiner Wahlkämpfen Social Media gezielt einsetzte und damit den Unterschied machte. Auf Die Frage von Isikoff an Parscale, warum das so gewesen sei, konnte dieser auch nicht beantworten. Meinte aber, dass die Clinton offenbar die Wichtigkeit und Bedeutung von Social Media schwer unterschätzt habe.
An mehreren Events am WebSummit wurde diese Zeitenwende in demokratischen Wahlkämpfen thematisiert. Die Grundstimmung dabei war stets die Beunruhigung darüber, dass es kaum akzeptierte Regeln gebe, was man in Wahlkämpfen darf und was nicht. Zwar beklagten viele Speaker die Tatsache, dass Fake News unterbunden werden müssten. Nur wie, darüber wurde man sich nicht einig und man weiss es eigentlich auch nicht.
Wie das Beispiel Brad Parscal heute zeugte, gilt es eigentlich nur die ethische Frage immer wieder zu stellen und in den Vordergrund zu rücken. Parscal ist ein Paradebeispiel für einen Marketing-Roboter. Vor dem Hintergrund seines beruflichen Werdegangs als Marketier in der Wirtschaft gab es für ihn nur ein Ziel, das Ziel selber zu erreichen und das war diese Wahl zu gewinnen. Koste es was es wolle. Der “Umsatz” musste einfach her.
Für mich ist die Lehre, dass Wirtschaft eben nicht Politik ist und dass das Personal für die Politik nur dann gewonnen werden darf, wenn der Nachweis erbracht wurde, dass die ethischen und demokratischen Grundsätze und nicht die nackten Zahlen entscheidend sind. Das hat selbstredend mit Selbstverantwortung zu tun und mit Selbstbeschränkung. Der Anspruch auf absolute Macht darf es in einer Demokratie schlicht und einfach nichts geben und muss geächtet werden. Das gilt auch und besonders in der Schweiz.
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