Dabei ist das Thema schon ziemlich alt. Ca. 16 Jahre alt würde ich meinen. Anfangs der Nullerjahre nahm ich noch ein Workshops teil zwischen den Schweizer Grossbanken und der damaligen Swisscom Mobile. Idee war, gemeinsam ein Bezahlsystem per Handy einzuführen. Wir, die Swisscom, hatten da ein paar technologische und marketingtechnische Trümpfe in der Hand und die Banken, ganz auf Neoliberalismus eingestellt, hatten überhaupt kein Interesse daran, uns Telefönler in ihr Geschäftsfeld zu lassen. So verliefen die Zusammenkünfte eher destruktiv, in allem Nadelstreifen-Anstand, selbstverständlich.
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Nie wäre es möglich geworden, dass die Swisscom als halbstaatliches Unternehmen eine Schweizer Banklizenz hätte bekommen können. Bei einem amerikanischen Unternehmen sieht das ganz anderes aus. Man ist auf derselben Seite der Ideologie. So vermutlich die Geisteshaltung der Schweizer Banker.
Eine Banklizenz braucht es, um ein Bezahlsystem betreiben zu können. Es geht nicht ohne. Denn wer Geld entgegen nimmt und sei es noch so kurzfristig und wer Kredite vergibt und sei es noch so kurzfristig, gilt als Bank. Beides geschieht auch beim lediglichen Zahlungsverkehr. Damit sind alle Bankvorschriften einzuhalten. Das soweit zur Klärung.
Nun glauben alle am Wettbewerb Beteiligten, dass die gute alte Kredit- resp. Debitkarte nicht mehr nötig sei, weil alle mit dem Handy bezahlen wollen. Nur habe ich bisher nicht ganz begriffen, worin der genau Vorteil besteht. Aus Kundensicht. Mit einer kontaktlosen Debitkarte ist man ja bestens bedient. Die kann man sogar bei leichter Sommerkleidung dabei haben.
Damals als wir uns mit einer BezahlApp auf dem sprichwörtlichen Handy beschäftigten, sahen wir uns im Vorteil, weil unsere Mobilfunk-Bezahlsysteme die Fähigkeit hatten, Kleinstbeträge zu verarbeiten. Eine SMS verrechnen zum Beispiel. Wir boten sog. Infoservices an, die per SMS abgerechnet wurden. Demgegenüber war es nicht möglich, Dinge mit der Kreditkarte zu bezahlen, die weniger kostetet als 5 Franken. Nachdem weltweit die Mobilfunker zum Angriff gegen die Kreditkarten-Gesellschaften ansetzten, änderten diese ihre Geschäftsbedingungen und machten Microbilling möglich.
Nun setzen also neue Generationen an und versuchen, den Kunden beim Bezahlvorgang abzuholen. Für Apple macht das sehr viel Sinn, handelt es sich doch um ein disruptives neues Geschäftmodell. Dass sich die Banken wehren und selber versuchen, eine BezahlApp zu lancieren, ist unbedingt nötig, denn es droht ihnen die Marginaliserung. Der Zahlungsverkehr ist das Einfallstor in die Geldgeschäftswelt. Fintech wird da weitere Bereiche revolutionieren.
Aktuell noch prügeln sich Twint von der PostFinance und Paymit von der SIX-Group um Marktanteile. Man gönnt sich nichts. Jedes technologische Mittel ist recht (siehe Artikel in der Handelszeitung). Twint integriert nun auch die QR-Codes in ihre Wertschöpfung. Damit es schnell geht an der Kasse im Supermarkt und man froh ist, nicht einen Stau zu verursachen, weil man den Code eben vergessen hat und zweimal tippen muss.
Screenshot vom 23. Mai 2016 |
Geradezu lächerlich mutet dagegen der Versuch von Hakey jun. an, mit seiner Swatch in diesem vielversprechenden Markt mitzumischen. Im November 2015 wurde bekannt, dass die Swatch mit Visa ins Geschäft gekommen ist, siehe NZZ-Artikel. Im Mai nun lancierte Swatch drei ziemlich hässliche Plastikuhren mit integrierter NFC-Technologie, wieder die NZZ dazu. Die drittgrösste Bank - die Raiffeisen-Gruppe - lässt Hayek auflaufen. Man hat andere Prioritäten als Plastikuhren zu unterstützen. Die Hofberichterstattungspostille 20 Minuten verschlagzeit dann auch willfährig: Swatch greift Twint und Paymit frontal an. Die Lachnummer des Frühlings. Derweil ist auf der Homepage von Swatch keine Spur von der Bellamy auszumachen. Vorbestellen kann man das Plastikteil nicht...
Bill Blue Snowpass von Swtach aus dem Jahr 2001 |
Neu ist der Ausflug in neue Geschäftsfelder von Swatch nicht. Schon Vater Hayek versuchte sich mit seiner Plastikuhr als Bezahl- und Zugangsmittel. 2001 versuchte man gegen Swisscom anzutreten, die damals in der Weissen Arena erste Versuche mit einem Handy mit NFC-Technologie als Zutrittssystem anstellte. Beides konnte sich im ersten Anlauf nicht durchsetzen.
Beide Firmen, Swisscom wie Swatch scheinen nicht wirklich in der Lage zu sein, das Problem der bargeldlosen Bezahlung an sich in den Griff zu bekommen. Swisscom scheiterte kürzlich mit ihrer BezahlApp namens Tapit und schloss sich Paymit an.
Spannend also, was geschehen wird, wenn Apple tatsächlich ihr ApplePay in der Schweiz lanciert. Spannend ist das Geschäft auf alle Fälle, kostet doch die Transaktion einer Postfinance-Card den Händler immer noch 23 Rappen plus Zusatzgebühren. Ein tolles Geschäft für PostFinance, bedenkt man dass die Postfinance 2013 insgesamt 965 Mio. Transaktionen vorgenommen hat. Ein guter Teil davon als Bezahlvorgang an Kartenterminals in den Läden, Restaurants, Tankstellen, Hotels usw. in der ganzen Schweiz.
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