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Sonntag, 27. März 2016

Alibaba und seine neuen 40 Räuber

Jack Ma heisst der modernen chinesische Alibaba, der den globalen Handelsmarkt aufmischt wie kein anderer. Er gründete sein heutiges Imperium erst 1999. Wer hätte gedacht, dass ein Chinese den grössten Detailhändler der Welt, Walmart direkt angreifen könnte?Nimmt er sich dabei nicht den Mund zu voll? Bei lediglich 11,5 Mrd. Euro Erlös bei 366 Mia. Euro Handelsvolumen scheint das der Fall zu sein, denn Walmart hat ein Handelsvolumen von mehr als 500 Milliarden $. Als zweitgrösster Einzelhandelsmarkt der Welt mit einem Gesamthandelsvolumen von 2.1 Billionen Euro erreicht das chinesische Handelsvolumen über Internet 580 Mrd. Euro. Alibaba macht 90% seiner Einkünfte im Heimmarkt.

Homepage von Tmall

Bemerkenswert ist das Geschäftsmodell von Alibaba, das konsequenter als jenes von Amazon,  wie viele andere erfolgreiche Plattformen wie Uber oder Airbnb nur von einer Vermittlungsgebühr (Kickback) lebt. Denn die Waren werden von vielen anderen Firmen direkt auf Tmall angeboten.

Und zwar nicht nur chinesische Firmen tun das, sondern auch und immer mehr westliche Brands. Tmall ist sozusagen der direkte Marktzugang zu einer Milliarde chinesischer Konsumenten.


Schon fast alles was Rang und Namen hat, findet man auf der chinesischen Plattform.

Jack Ma hat sich nun also den globalen Handel auf die Fahne geschrieben. 

Westliche Märkte sollen mit der Adresse Alibaba.com erschlossen werden. Hier die deutschsprachige Version, die alles in allem doch recht banal aussieht und wohl bloss ein Platzhalter ist. Alibaba hat ihren europäischen Geschäftssitz in London bezogen und die deutsche Niederlassung in Frankfurt. Offensichtlich ist man derzeit daran, das europäische Personal zu rekrutieren. Wann der grosse Markteintritt erfolgt, ob es sich um einen Bigbang in Europa oder einen eher Softlaunch von Land zu Land geben wird, ist nicht zu ersurfen. 

Sprachliche Unbeholfenheit und orthographische Fehler zu Hauf. Vom kuriosen Angebot gar nicht zu reden. So wird man Amazon nicht bedrängen. Es sei denn, die Preise gehen in den Keller. Das wird sicher geschehen, sicher aber nicht auf einmal und bei allen Angeboten. Bevor Unilever, Henkel oder Beiersdorf auf der deutschsprachigen Plattform auftauchen wird, muss da noch heftig geschraubt und geschliffen werden.

Wie weit sich Alibaba auch auf die Schweiz ausdehnen wird, ist noch nicht klar. Der für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständige Fedor Deichmann wird wohl noch einige andere Probleme haben als sich um die Besonderheiten des Schweizer Marktes zu kümmern. Ob es sich für Schweizer Händler lohnt, sich bei Alibaba einzukaufen, hängt wohl sehr von der generellen Strategie der Interessierten ab. Bei 25'000 $ Sicherheit und einer jährlichen Gebühr von 5-10'000 Dollar sowie 0,5 bis 5% Umsatzprovision plus 1% Abgabe an Alipay dürfte es für Schweizer Anbieter ohne internationale Gelüste billigere Varianten geben, um vom Boom des Online-Handels profitieren zu können. Dazu bietet sich in der Schweiz eBay, mehr noch Ricardo, aber auch Amazon und seit neustem Siroop an.

Nur, man sollte nicht unterschätzen, was da wirklich vor sich geht. Zwar nimmt Jack Ma Walmart in den Fokus, meint aber mit Sicherheit eigentlich Amazon. Amazon macht zwar mehr Umsatz als Alibaba, doch verdient nie wirklich Geld und bedient sich immer wieder an der Börse. Hier fährt Jack Ma eine völlig andere Strategie. Kann er ja auch mit seinem gigantischen Heimmarkt wo ihm sein Konkurrent, der zweitgrösste Onlinehändler JD im Nacken sitzt, Amazon aber bloss 1% Marktanteil hat. 

Das Wachstumspotential des chinesischen Marktes ist ungemein grösser als jenes der Amerikaner, die mit dem Niedergang ihres Mittelstandes zu kämpfen haben. Wie der Forcast der Grafik zeigt, kann sich das Handelsvolumen in China bis ins Jahr 2018 mehr als verdoppeln. Wo will Amazon das wettmachen?

Spannend ist ja nun alleine das Phänomen in der Schweiz, mit dem die Global-Player vermutlich nicht rechnen. Was, wenn das Beispiel Siroop in der Welt Schule macht - vorausgesetzt natürlich, Siroop setzt sich mit dem Alibaba-ähnlichen Geschäftsmodell in der Schweiz auch tatsächlich durch - dann kommt es im Online-Handel nicht zu einer bipolaren Globalisierung durch Alibaba und Amazon, sondern zu einer lokalen Vertikalisierung des Online-Handels mit unverkennbar lokalen Attributen. 

Christiano Ronaldo auf virtueller Werbetour in China auf Weibo
Alibaba ist nicht nur ein Plattformunternehmen, sondern auch eine Beteiligungsgesellschaft. So hält Alibaba Anteile am chinesischen Youtube: Tudou sowie am Twitter-Pendant Weibo, am indischen Online-Händler Snapdeal, am amerikanischen Open-Sky als Marktplatzbetreiber, am chinesischen Elektronikhändler Suning (Beteiligung 4,6 Mia. $) sowie an der Kaufhauskette Intime Retail (692 Mio.$). Wie Amazon betreibt Alibaba eine Clouddienstleistung sowie einen Reiseveranstalter. Mit Tmall für Marken und Taobao für Kleinhändler macht Alibaba 80% des China-Onlinehandels. Am erzielten Handelsumsatz verdient Alibaba 2,42%.
Interessanter dürfte die Marge beim Bezahldienst Alipay sein, das als Paypal-Konkurrent gilt.

Dieser Post stützt sich auf Informationen aus der deutschen Lebensmittelzeitung sowie auf eigenen Recherchen.

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