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Donnerstag, 31. März 2016

Tod und Verderben auf unseren Strassen

Im Jahr 2015 sind in der Schweiz 253 Menschen auf den Strassen gestorben. Das macht 30.7 Tote auf 1 Mio. Einwohnern (bei 8'237'000 Einwohner per 2016). Das sind etwas 20 Tote weniger als in der EU (2015: 51.5 Todesopfer auf 1 Mio. Einwohner, konstanter Wert über die letzten drei Jahre). In Deuschland lautet die traurige Bilanz auf 43 Tote auf 1 Mio. Einwohner. 

Nun scheint es sowohl in Europa wie in der Schweiz zu einer Trendwende zu kommen, nachdem in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der getöteten Personen deutlich gesenkt werden konnte.


Quelle: Bundesamt für Statistik 2014
Starb auf Schweizer Strassen 2014 alle 36 Stunden ein Mensch sank, dieser Wert 2015 nun wieder auf 34.6 Stunden. Das ist beunruhigend und auf jeden Fall bedenklich. Jeder Tote ist ein Toter zu viel.

In der EU geht man von sozialen Kosten von 100 Mia. Euro aus, die durch Tote und Verletzte auf Europas Strassen entstehen. Die EU hat sich deshalb das strategische Ziel gesetzt bis 2020 die Anzahl tödlicher Unfälle auf Strassen und öffentlichen Plätzen zu halbieren. Davon ist man vier Jahre vor Zielsetzung weit entfernt.  (Weiter führende Informationen zu Statistiken und Massnahmen zur Reduzierung der Verkehrsunfälle finden sich hier.) 
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die EU-Statistik die Erkenntnis liefert, dass die meisten tödlichen Unfäll auf dem Land und nicht auf Autobahnen oder Städten ereignen.

Zur Illustration der Entwicklung der EU-Staaten hier die Länderstatistik aus der EU Kommission:



Warum findet das Thema Eingang in meinen Blog?

Neben der Steigerung der Verkehrssicherheit, der Erhöhung der Strafverfolgung gewissenloser Verkehrsteilnehmenden usw. will die EU im zweiten Halbjahr 2016 einen Masterplan für die Einführung kooperativer intelligenter Verkehrssysteme (ITS) für die wechselseitige Kommunikation zwischen Fahrzeugen bzw. Fahrzeugen und der Straßeninfrastruktur entwickeln. Ziel ist, die Automatisierung und ein besseres Verkehrsmanagement zu ermöglichen.


Intelligente Transportsysteme C-ITS

 C-ITS steht für Vernetztes und automatisiertes Fahren, ist also die Bezeichnung für eine Technologie die Fahrzeuge miteinander verbindet, und an die Infrastruktur und andere Teile des Verkehrsnetzes anschliessen soll. 

Zusätzlich zu dem was die Autofahrenden an Daten erkennen und verarbeiten müssen um unfallfrei von A nach B zu kommen, liefern neue Fahrzeugsensoren zusätzliche Informationen. Beides bilden in Zukunft Teile des Transportsystems, das zunehmend in der Lage sein soll die Entscheidungsfindung des Autofahrenden zu verbessern. Aber nicht nur Kollisionen sollen verhindert werden, sondern auch der Verkehrsfluss soll verbessert und damit Stauzeiten verringert werden. C-ITS soll die Plattform werden, von der aus sich eine Reihe von neuartigen Anwendungen entwickeln werden.

Die Europäische Kommission hat Anfang 2014 eine wichtigere Rolle bei der Bereitstellung von Connected Cars eingenommen und die C-ITS Deployment-Plattform vorbereitet. Die Plattform wurde als Kooperationsrahmen der nationalen Behörden, C-ITS Stakeholder und der Kommission konzipiert. Es handelt sich um eine gemeinsame Vision über den interoperablen Einsatz von C-ITS. Es gibt eine Reihe von C-ITS Real-Life-Pilotprojekte, finanziert im Rahmen der TEN-T und CEF, die neue ITS-Services für alle europäischen Verkehrsteilnehmer schaffen sollen. Im Rahmen dieser Projekte wird geprüft, wie Fahrzeug-zu-Infrastruktur und Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Interaktion durch den Einsatz sowohl mit kurzer Reichweite und zelluläre Kommunikation funktionieren soll.


Die Kommission wird nun den Masterplan für die Bereitstellung von C-ITS in der zweiten Hälfte 2016 bereitstellen.

Hier geht es zum finalen Report für die C-ITS Platform (3MB). 

Kommentar
Hier wird zweifellos ein Feld für disruptive Innovation geschaffen. Es braucht nicht all zu viel Fantasie um zu verstehen, dass eine derartige Plattform nur ein Vorspiel für selbstfahrende Autos darstellt. Alleine die rechtliche Komplexität lässt es wohl kaum zu, sofort ein neues Strassenregime ohne Autolenker geschaffen werden kann. So werden wir es erleben, dass wir vielleicht noch 10-15 Jahre als Autolenker gefragt sind, aber dann wird es einen quasi rollenden Übergang vom menschlich gelenkten zum roboterisierten Autofahren kommen. Ob es dann tatsächlich kaum mehr Verkehrstote geben wird, wird sich zeigen. Bis es soweit ist, werden alleine in der Schweiz noch mehr als 5'000 Menschen das Leben auf unseren Strassen lassen.

Sonntag, 27. März 2016

Alibaba und seine neuen 40 Räuber

Jack Ma heisst der modernen chinesische Alibaba, der den globalen Handelsmarkt aufmischt wie kein anderer. Er gründete sein heutiges Imperium erst 1999. Wer hätte gedacht, dass ein Chinese den grössten Detailhändler der Welt, Walmart direkt angreifen könnte?Nimmt er sich dabei nicht den Mund zu voll? Bei lediglich 11,5 Mrd. Euro Erlös bei 366 Mia. Euro Handelsvolumen scheint das der Fall zu sein, denn Walmart hat ein Handelsvolumen von mehr als 500 Milliarden $. Als zweitgrösster Einzelhandelsmarkt der Welt mit einem Gesamthandelsvolumen von 2.1 Billionen Euro erreicht das chinesische Handelsvolumen über Internet 580 Mrd. Euro. Alibaba macht 90% seiner Einkünfte im Heimmarkt.

Homepage von Tmall

Bemerkenswert ist das Geschäftsmodell von Alibaba, das konsequenter als jenes von Amazon,  wie viele andere erfolgreiche Plattformen wie Uber oder Airbnb nur von einer Vermittlungsgebühr (Kickback) lebt. Denn die Waren werden von vielen anderen Firmen direkt auf Tmall angeboten.

Und zwar nicht nur chinesische Firmen tun das, sondern auch und immer mehr westliche Brands. Tmall ist sozusagen der direkte Marktzugang zu einer Milliarde chinesischer Konsumenten.


Schon fast alles was Rang und Namen hat, findet man auf der chinesischen Plattform.

Jack Ma hat sich nun also den globalen Handel auf die Fahne geschrieben. 

Westliche Märkte sollen mit der Adresse Alibaba.com erschlossen werden. Hier die deutschsprachige Version, die alles in allem doch recht banal aussieht und wohl bloss ein Platzhalter ist. Alibaba hat ihren europäischen Geschäftssitz in London bezogen und die deutsche Niederlassung in Frankfurt. Offensichtlich ist man derzeit daran, das europäische Personal zu rekrutieren. Wann der grosse Markteintritt erfolgt, ob es sich um einen Bigbang in Europa oder einen eher Softlaunch von Land zu Land geben wird, ist nicht zu ersurfen. 

Sprachliche Unbeholfenheit und orthographische Fehler zu Hauf. Vom kuriosen Angebot gar nicht zu reden. So wird man Amazon nicht bedrängen. Es sei denn, die Preise gehen in den Keller. Das wird sicher geschehen, sicher aber nicht auf einmal und bei allen Angeboten. Bevor Unilever, Henkel oder Beiersdorf auf der deutschsprachigen Plattform auftauchen wird, muss da noch heftig geschraubt und geschliffen werden.

Wie weit sich Alibaba auch auf die Schweiz ausdehnen wird, ist noch nicht klar. Der für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständige Fedor Deichmann wird wohl noch einige andere Probleme haben als sich um die Besonderheiten des Schweizer Marktes zu kümmern. Ob es sich für Schweizer Händler lohnt, sich bei Alibaba einzukaufen, hängt wohl sehr von der generellen Strategie der Interessierten ab. Bei 25'000 $ Sicherheit und einer jährlichen Gebühr von 5-10'000 Dollar sowie 0,5 bis 5% Umsatzprovision plus 1% Abgabe an Alipay dürfte es für Schweizer Anbieter ohne internationale Gelüste billigere Varianten geben, um vom Boom des Online-Handels profitieren zu können. Dazu bietet sich in der Schweiz eBay, mehr noch Ricardo, aber auch Amazon und seit neustem Siroop an.

Nur, man sollte nicht unterschätzen, was da wirklich vor sich geht. Zwar nimmt Jack Ma Walmart in den Fokus, meint aber mit Sicherheit eigentlich Amazon. Amazon macht zwar mehr Umsatz als Alibaba, doch verdient nie wirklich Geld und bedient sich immer wieder an der Börse. Hier fährt Jack Ma eine völlig andere Strategie. Kann er ja auch mit seinem gigantischen Heimmarkt wo ihm sein Konkurrent, der zweitgrösste Onlinehändler JD im Nacken sitzt, Amazon aber bloss 1% Marktanteil hat. 

Das Wachstumspotential des chinesischen Marktes ist ungemein grösser als jenes der Amerikaner, die mit dem Niedergang ihres Mittelstandes zu kämpfen haben. Wie der Forcast der Grafik zeigt, kann sich das Handelsvolumen in China bis ins Jahr 2018 mehr als verdoppeln. Wo will Amazon das wettmachen?

Spannend ist ja nun alleine das Phänomen in der Schweiz, mit dem die Global-Player vermutlich nicht rechnen. Was, wenn das Beispiel Siroop in der Welt Schule macht - vorausgesetzt natürlich, Siroop setzt sich mit dem Alibaba-ähnlichen Geschäftsmodell in der Schweiz auch tatsächlich durch - dann kommt es im Online-Handel nicht zu einer bipolaren Globalisierung durch Alibaba und Amazon, sondern zu einer lokalen Vertikalisierung des Online-Handels mit unverkennbar lokalen Attributen. 

Christiano Ronaldo auf virtueller Werbetour in China auf Weibo
Alibaba ist nicht nur ein Plattformunternehmen, sondern auch eine Beteiligungsgesellschaft. So hält Alibaba Anteile am chinesischen Youtube: Tudou sowie am Twitter-Pendant Weibo, am indischen Online-Händler Snapdeal, am amerikanischen Open-Sky als Marktplatzbetreiber, am chinesischen Elektronikhändler Suning (Beteiligung 4,6 Mia. $) sowie an der Kaufhauskette Intime Retail (692 Mio.$). Wie Amazon betreibt Alibaba eine Clouddienstleistung sowie einen Reiseveranstalter. Mit Tmall für Marken und Taobao für Kleinhändler macht Alibaba 80% des China-Onlinehandels. Am erzielten Handelsumsatz verdient Alibaba 2,42%.
Interessanter dürfte die Marge beim Bezahldienst Alipay sein, das als Paypal-Konkurrent gilt.

Dieser Post stützt sich auf Informationen aus der deutschen Lebensmittelzeitung sowie auf eigenen Recherchen.

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